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Fridericus Rex wollt’ ohne Sorge sein:

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Es ist ja alles da, was Jugendsehnsucht heißt:

Der Park, durch den man irrt
Und eine Bücherei von Cedernholz – Voltaire –
Und der Ruinenberg.
Und alles Spiel der herrlichsten Romantik.

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Wir lächeln?

Wir haben alle unser Sanssouci,
Den Park, durch den man irrt
Und den Ruinenberg
Mit seiner Torsen von antiker Pracht,

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Mit seiner Schwermut von gestürzten Säulen

Und einem Opferstein für jene Götter,
Die lange tot sind –
Wir haben alle unser Sanssouci im Herzen:
Wir träumten es in unsrer frühen Frühzeit,

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Eh’ noch das Leben und die Liebe kam,

Das goldene Leben und die rote Liebe,
Die gleich dem Frühlingswind sich jubelnd hebt
Und durch die große Macht der Dämmerungen
Und durch die Himmel jungen Überschwangs

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Den Weg hat.

Wir wissen eins: um eines Lächelns Willen
Haben wir fröhlich alle Marmorbilder
Und alle großen Bücher, alle Schwermutstempel
Und alle Sanssoucis in unsrem Herzen

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Auf Nimmerwiedersehn verschenkt.
Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)