Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.1 1819.pdf/214

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Berganza. Man sagt wol, der Teufel mag das errathen; der Teufel erräth aber Manches doch nicht, und darum sagt man auch wieder: das ist ein dummer Teufel! – Eine besondere Bewandtniß hat es immer mit mir und mit meinem Freunde Szipio gehabt. – Am Ende bin ich wirklich der Montiel, der aus der Art geschlagen, und dem die Hundemaske, die ihn strafen sollte, nun zur Freude und zum Ergötzen dient. –

Ich. Berganza! ich verstehe Dich nicht.

Berganza. Hätt’ ich denn mit meinem treuen Gemüth für alles Gute und Wahre, mit meiner tiefen Verachtung alles oberflächlichen, allem Heiligen entarteten Weltsinnes, der die Menschen jetzt mehrentheils befängt, all die köstlichen Erfahrungen, einen Schatz sogenannter Lebensphilosophie, sammeln können, träte ich auf in stattlicher Menschengestalt! – Dank dir, Teufel! der du das Hexenöl unwirksam auf meinem Rücken braten ließest! Nun liege ich unbeachtet als Hund unter dem Ofen, und Eure innerste Natur, Ihr Menschlein! die Ihr ohne Schaam und Scheu vor mir entblößt, durchschaue ich mit dem Hohn, mit dem tiefen Spott, den Eure ekle leere Aufgedunsenheit verdient.[WS 1]

Ich. Haben Dir die Menschen nie Gutes erzeigt, daß Du so mit Bitterkeit über das ganze Geschlecht herfällst?

Anmerkungen (Wikisource)

  1. [In der ersten Fassung schließt – siehe Hirschberg 1922 Bd.13, S.206 – hier an:]
    — Du willst etwas sagen? — Schweige diesesmal und höre weiter. — Cäcilia wurde von der Mutter und von all’ den wunderlichen Gesichtern, die in das Haus kamen, mit vollen Backen gelobt und gepriesen; die Mutter sprach vorzüglich von dem ganz eignen Wesen, von dem tiefen Kunstgefühl und behandelte sie feierlich, wie die zur Kunst geweihte. Die ganze Tendenz von Cäciliens Unterricht und ihrer Beschästigung ging darauf hin, sie zur Künstlerin, wie es nur eine geben kann, zu bilden. Das gefiel mir gar wohl, denn ich merkte ja deutlich, wie in Cäciliens kindlichem, herrlichem Gemüthe die Kunst den heiligen Funken entzündet hatte, und ich dachte lebhaft an jene schönere Zeit, wo die Berufenen aus dem gemeinen Leben und seinen niederdrückenden Umgebungen hinaustraten in den höhern Lichtkreis, den die Natur ihnen angewiesen hatte. Die Mutter gewann ich schon deshalb lieb, weil, wenn manche Äußerungen über Kunst und Künstlerleben mich oft auch eiskalt anwehten, doch dies Anerkennen und Hegen und Pflegen des wahren Kunsttriebes mir schon der höchsten Achtung werth schien. Sowie Du es dir denken kannst, mein Freund, befand ich mich ganz wohl im Hause, und da die Mutter einen gewissen Hang zum Sonderbaren nicht unterdrücken konnte, sei es auch nur der Ostentation wegen, so wurde ich nebenher auch von ihr mit mancher freundschaftlichen Aeußerung des Wohlwollens beehrt. Um so auffallender war es mir daher, als einmal Cäcilia, die Abends wunderschön, so recht aus dem Herzen gesungen hatte, weinend in ihr Zimmer trat. Ich sprang ihr entgegen, [weiter auf Seite 193: Da faßte sie mich…]