Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.1 1819.pdf/263

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gesagt), daß sich darin schon die tiefe Erbärmlichkeit unserer gewöhnlichen Schauspieler recht charakteristisch ausspricht, daß man als etwas Besonderes rühmt: es ist ein denkender Schauspieler. – Der also wirklich wie ein Mensch, dem der liebe Gott eine lebendige Seele gegeben, denkt, oder wenigstens die Mühe nicht scheut, zu denken, der ist schon etwas Außerordentliches.

Ich. Du hast Recht, Berganza! – So ist oft ein gäng- und gebegewordenes Wort der Typus dafür, wie es überhaupt mit der Sache steht.

Berganza. Uebrigens gehört der Schauspieler,[1] von dem wir sprechen, wirklich zu den allerseltensten; nur wird er, weil oft Launen ihn beherrschen, von dem Publikum meistentheils verkannt, von seinen Collegen aber gehaßt, weil er sich nie zu ihren Gemeinheiten, zu ihren pöbelhaften Späßen, zu ihren kleinlichen Klatschereien, und was weiß ich mehr, herabläßt; kurz, er ist für unsere jetzigen Bretter zu gut.

Ich. Sollte denn zur Verbesserung unserer Bühne gar keine Hoffnung vorhanden seyn?

Berganza. Wenig! – Selbst von den Schauspielern will ich einen Theil der Schuld weg- und ihn dem Heer der überdummen Schauspieldirektoren und


  1. Leo. Anmerk. d. Verlegers.