Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.1 1819.pdf/64

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Es werden musikalische Excesse beschlossen: Ensembles, Finalen, Chöre sollen aufgeführt werden. Der Canonicus Kratzer singt bekanntlich einen himmlischen Baß, wie der Tituskopf[a 1] dort bemerkt, der selbst bescheiden anführt, er sey eigentlich nur ein zweiter Tenor, aber freilich Mitglied mehrerer Singe-Academien. Schnell wird alles zum ersten Chor aus dem Titus[a 2] organisirt. Das ging ganz herrlich! Der Canonicus, dicht hinter mir stehend, donnerte über meinem Haupte den Baß, als säng’ er mit obligaten Trompeten und Pauken in der Domkirche; er traf die Noten herrlich, nur das Tempo nahm er in der Eil’ fast noch einmal so langsam. Aber treu blieb er sich wenigstens in so fern, daß er durchs ganze Stück immer einen halben Takt nachschleppte. Die Uebrigen äußerten einen entschiedenen Hang zur antiken griechischen Musik, die bekanntlich die Harmonie nicht kennend, im Unisono ging: sie sangen Alle die Oberstimme mit kleinen Varianten aus zufälligen Erhöhungen und Erniedrigungen, etwa um einen Viertelston. – Diese etwas geräuschvolle Production erregte eine allgemeine tragische Spannung, nämlich einiges Entsetzen, sogar an den Spieltischen, die für den Moment nicht so wie zuvor melodramatisch mitwirken konnten durch in die Musik eingeflochtene declamatorische Sätze: z. B. Ach ich liebte – acht und vierzig – war so glücklich – ich passe


  1. Tituskopf, eine Haartracht.
  2. La clemenza di Tito (KV 621), eine Oper von Mozart.