Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/101

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und begann, nachdem sie sich im Kreise gesetzt, ohne weiteres in folgender Art: „Es ist hier am Orte ein alter wunderlicher merkwürdiger Mann, man sagt, er treibe allerlei geheime Wissenschaften, da es nun aber dergleichen eigentlich nicht giebt, so halte ich ihn eher für einen forschenden Antiquar, auch wol nebenher für einen experimentirenden Chemiker. Ich meine Niemand Andern als unsern geheimen Archivarius Lindhorst. Er lebt, wie sie wissen, einsam in seinem entlegenen alten Hause, und wenn ihn der Dienst nicht beschäftigt, findet man ihn in seiner Bibliothek oder in seinem chemischen Laboratorio, wo er aber Niemanden hineinläßt. Er besitzt außer vielen seltenen Büchern eine Anzahl zum Theil arabischer, koptischer, und gar in sonderbaren Zeichen, die keiner bekannten Sprache angehören, geschriebener Manuskripte. Diese will er auf geschickte Weise kopiren lassen, und es bedarf dazu eines Mannes, der sich darauf versteht mit der Feder zu zeichnen, um mit der höchsten Genauigkeit und Treue alle Zeichen auf Pergament, und zwar mit Tusche, übertragen zu können. Er läßt in einem besondern Zimmer seines Hauses unter seiner Aufsicht arbeiten, bezahlt außer dem freien Tisch während der Arbeit jeder Tag einen Speziesthaler, und verspricht noch ein ansehnliches Geschenk, wenn die Abschriften glücklich beendet. Die Zeit der Arbeit ist täglich von zwölf