Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/104

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weiten Weges bis in die einsame Straße, in der sich das uralte Haus des Archivarius Lindhorst befand, war der Student Anselmus doch vor zwölf Uhr an der Hausthür. Da stand er und schaute den großen schönen bronzenen Thürklopfer an; aber als er nun auf den letzten die Luft mit mächtigem Klange durchbebenden Schlag der Thurm-Uhr an der Kreuzkirche den Thürklopfer ergreifen wollte, da verzog sich das metallene Gesicht im ekelhaften Spiel blauglühender Lichtblicke zum grinsenden Lächeln. Ach! es war ja das Aepfelweib vom schwarzen Thor! Die spitzigen Zähne klappten in dem schlaffen Maule zusammen, und in dem Klappern schnarrte es: „du Narre – Narre – Narre – warte, warte! warum warst hinausgerannt! Narre!“ – Entsetzt taumelte der Student Anselmus zurück, er wollte den Thürpfosten ergreifen, aber seine Hand erfaßte die Klingelschnur und zog sie an, da läutete es stärker und stärker in gellenden Mißtönen, und durch das ganze öde Haus rief und spottete der Wiederhall: Bald Dein Fall ins Kristall! – Den Studenten Anselmus ergriff ein Grausen, das im krampfhaften Fieberfrost durch alle Glieder bebte. Die Klingelschnur senkte sich hinab und wurde zur weißen durchsichtigen Riesenschlange, die umwand und drückte ihn, fester und fester ihr Gewinde schnürend, zusammen, daß die mürben zermalmten Glieder knackend zerbröckelten