Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/119

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der mannichfachen Bilder, die aus seinem Innern stiegen, sich gleichsam selbst wiederfinden konnte. So kam es denn, daß er einst, von einem weiten Spaziergange heimkehrend, bei jenem merkwürdigen Hollunderbusch vorüberschritt, unter dem er damals wie von Feerei befangen, so viel Seltsames sah; er fühlte sich wunderbarlich von dem grünen heimathlichen Rasenfleck angezogen, aber kaum hatte er sich daselbst niedergelassen, als Alles, was er damals wie in einer himmlischen Verzückung geschaut, und das wie von einer fremden Gewalt aus seiner Seele verdrängt worden, ihm wieder in den lebhaftesten Farben vorschwebte, als sähe er es zum zweiten Mal. Ja, noch deutlicher als damals war es ihm, daß die holdseligen blauen Augen der goldgrünen Schlange angehören, die in der Mitte des Hollunderbaums sich emporwand, und daß in den Windungen des schlanken Leibes all’ die herrlichen Kristall-Glockentöne hervorblitzen mußten, die ihn mit Wonne und Entzücken erfüllten. So wie damals am Himmelfahrtstage, umfaßte er den Hollunderbaum und rief in die Zweige und Blätter hinein: „Ach, nur noch einmal schlängle und schlinge und winde Dich, Du holdes grünes Schlänglein, in den Zweigen, daß ich Dich schauen mag. – Nur noch einmal blicke mich an mit Deinen holdseligen Augen! Ach, ich liebe Dich ja und muß in Trauer und Schmerz vergehen,