Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/120

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wenn Du nicht wiederkehrst!“ Alles blieb jedoch stumm und still, und wie damals rauschte der Hollunderbaum nur ganz unvernehmlich mit seinen Zweigen und Blättern. Aber dem Studenten Anselmus war es, als wisse er nun, was sich in seinem Innern so rege und bewege, ja was seine Brust so im Schmerz einer unendlichen Sehnsucht zerreiße. „Ist es denn etwas Anderes,“ sprach er, „als daß ich Dich so ganz mit voller Seele bis zum Tode liebe, Du herrliches goldenes Schlänglein, ja daß ich ohne Dich nicht zu leben vermag und vergehen muß in hoffnungsloser Noth, wenn ich Dich nicht wiedersehe, dich nicht habe wie die Geliebte meines Herzens – aber ich weiß es, Du wirst mein, und dann Alles, was herrliche Träume aus einer andern, höhern Welt mir verheißen, erfüllt seyn.“ – Nun ging der Student Anselmus jeden Abend, wenn die Sonne nur noch in die Spitzen der Bäume ihr funkelndes Gold streute, unter den Hollunderbaum, und rief aus tiefer Brust mit ganz kläglichen Tönen in die Blätter und Zweige hinein nach der holden Geliebten, dem goldgrünen Schlänglein. Als er dieses wieder einmal nach gewöhnlicher Weise trieb, stand plötzlich ein langer hagerer Mann in einen weiten lichtgrauen Ueberrock gehüllt, und rief, indem er ihn mit seinen großen feurigen Augen anblitzte: „Hei hei – was klagt und winselt denn da? – Hei hei,