Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/141

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wisset, so wäre es Euch vielleicht ein Leichtes gewesen, mir Manches zu enthüllen, was mich jetzt quält und ängstigt, aber nach Euern albernen Verläumdungen des guten Anselmus mag ich von Euch weiter nichts erfahren. Gute Nacht!“ – Veronika wollte davoneilen, da fiel die Alte weinend und jammernd auf die Kniee nieder und rief, das Mädchen am Kleide festhaltend: „Veronikchen, kennst Du denn die alte Liese nicht mehr, die Dich so oft auf den Armen getragen und gepflegt und gehätschelt?“ Veronika traute kaum ihren Augen; denn sie erkannte ihre, freilich nur durch hohes Alter und vorzüglich durch die Brandflecke entstellte ehemalige Wärterinn, die vor mehreren Jahren aus des Conrektor Paulmanns Hause verschwand. Die Alte sah auch nun ganz anders aus, sie hatte statt des häßlichen buntgefleckten Tuchs eine ehrbare Haube, und statt der schwarzen Lumpen eine großblumichte Jacke an, wie sie sonst wol gekleidet gegangen. Sie stand vom Boden auf und fuhr, Veronika in ihre Arme nehmend, fort: „Es mag Dir Alles, was ich Dir gesagt, wol recht toll vorkommen, aber es ist leider dem so. Der Anselmus hat mir viel zu Leide gethan, doch wider seinen Willen; er ist dem Archivarius Lindhorst in die Hände gefallen, und der will ihn mit seiner Tochter verheirathen. Der Archivarius ist mein größter Feind, und ich könnte Dir allerlei Dinge von ihm