Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/165

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Vollendet ist das Werk – Dank Dir, mein Junge! – hast Wache gehalten – Hui – Hui – er kommt! – beiß ihn todt – beiß ihn todt! Aber da brauste es mächtig durch die Lüfte, es war, als rausche ein ungeheurer Adler herab, mit den Fittigen um sich schlagend, und es rief mit entsetzlicher Stimme: „Hei, hei! – ihr Gesindel! nun ist’s aus – nun ist’s aus – fort zu Haus!“ Die Alte stürzte heulend nieder, aber der Veronika vergingen Sinn’ und Gedanken. – Als sie wieder zu sich selbst kam, war es heller Tag geworden, sie lag in ihrem Bette und Fränzchen stand mit einer Tasse dampfenden Thee’s vor ihr, sprechend: Aber sage mir nur, Schwester, was Dir ist, da stehe ich nun schon eine Stunde oder länger vor Dir, und Du liegst wie in der Fieberhitze besinnungslos da und stöhnst und ächzest, daß uns angst und bange wird. Der Vater ist deinetwegen heute nicht in die Classe gegangen, und wird gleich mit dem Herrn Doktor hereinkommen. – Veronika nahm schweigend den Thee; indem sie ihn hinunterschlürfte, traten ihr die gräßlichen Bilder der Nacht lebhaft vor Augen. „So war denn wol Alles nur ein ängstlicher Traum, der mich gequält hat? – Aber ich bin doch gestern Abend wirklich zur Alten gegangen, es war ja der drei und zwanzigste September? – Doch bin ich wol schon gestern recht krank geworden und habe mir