Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/193

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einander. Laut weinend sprang Fränzchen davon, aber Veronika lag winselnd vor Jammer und Schmerz auf dem Sopha. Da ging die Thür auf, Alles war plötzlich still und es trat ein kleiner Mann in einem grauen Mäntelchen herein. Sein Gesicht hatte etwas seltsam Gravitätisches, und vorzüglich zeichnete sich die krummgebogene Nase, auf der eine große Brille saß, vor allen jemals gesehenen aus. Auch trug er solch eine besondere Perücke, daß sie eher eine Federmütze zu seyn schien. „Ei, schönen guten Abend,“ schnarrte das possierliche Männlein, „hier finde ich ja wol den Studiosum Hrn. Anselmus? Gehorsamste Empfehlung vom Hrn. Archivarius Lindhorst, und er habe heute vergebens auf den Hrn. Anselmus gewartet, aber morgen lasse er schönstens bitten, ja nicht die gewohnte Stunde zu versäumen.“ Damit schritt er wieder zur Thür hinaus, und Alle sahen nun wol, daß das gravitätische Männlein eigentlich ein grauer Papagei war. Der Conrektor Paulmann und der Registrator Heerbrand schlugen eine Lache auf, die durch das Zimmer dröhnte, und dazwischen winselte und ächzte Veronika wie von namenlosem Jammer zerrissen, aber den Studenten Anselmus durchzuckte der Wahnsinn des innern Entsetzens und er rannte bewußtlos zur Thür hinaus durch die Straßen. Mechanisch fand er seine Wohnung, sein Stübchen. Bald darauf trat Veronika friedlich und