Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/199

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einpreßt, so daß der Geist vergebens dem todten Körper gebietet. Immer gewichtiger und gewichtiger drückt die zentnerschwere Last Deine Brust – immer mehr und mehr zehrt jeder Athemzug die Lüftchen weg, die im engen Raum noch auf- und niederwallten – Deine Pulsadern schwellen auf, und von gräßlicher Angst durchschnitten zuckt jeder Nerv im Todeskampfe blutend. – Habe Mitleid, günstiger Leser! mit dem Studenten Anselmus, den diese namenlose Marter in seinem gläsernen Gefängnisse ergriff; aber er fühlte wol, daß der Tod ihn nicht erlösen könne, denn erwachte er nicht aus der tiefen Ohnmacht, in die er im Uebermaß seiner Qual versunken, als die Morgensonne in das Zimmer hell und freundlich hineinschien, und fing seine Marter nicht von Neuem an? – Er konnte kein Glied regen, aber seine Gedanken schlugen an das Glas, ihn im mißtönenden Klange betäubend, und er vernahm statt der Worte, die der Geist sonst aus dem Innern gesprochen, nur das dumpfe Brausen des Wahnsinns. – Da schrie er auf in Verzweiflung: „O Serpentina – Serpentina, rette mich von dieser Höllenqual!“ Und es war als umwehten ihn leise Seufzer, die legten sich um die Flasche wie grüne durchsichtige Hollunderblätter, das Tönen hörte auf, der blendende verwirrende Schein war verschwunden und er athmete freier. „Bin ich denn nicht an meinem Elende lediglich