Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/237

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Justizraths Unstern und wol noch mehr über meine Tölpelhaftigkeit. So war Alles zu gehöriger Tollheit vorbereitet, aber ich ermannte mich in resignirter Verzweiflung. Julie hatte nicht gelacht, meine irren Blicke trafen sie, und es war, als ginge ein Strahl aus herrlicher Vergangenheit, aus dem Leben voll Liebe und Poesie zu mir herüber. Da fing Einer an im Nebenzimmer auf dem Flügel zu fantasiren, das brachte die ganze Gesellschaft in Bewegung. Es hieß, Jener sey ein fremder großer Virtuose, Namens Berger, der ganz göttlich spiele und dem man aufmerksam zuhören müsse. „Klappre nicht so gräßlich mit den Theelöffeln, Mienchen,“ rief der Justizrath und lud, mit sanft gebeugter Hand nach der Thür zeigend und einem süßen: „Eh bien!“ die Damen ein, dem Virtuosen näher zu treten. Auch Julie war aufgestanden und schritt langsam nach dem Nebenzimmer. Ihre ganze Gestalt hat etwas Fremdartiges angenommen, sie schien mir größer, herausgeformter in fast üppiger Schönheit, als sonst. Der besondere Schnitt ihres weißen, faltenreichen Kleides, Brust, Schultern und Nacken nur halb verhüllend, mit weiten bauschigen, bis an die Ellbogen reichenden Aermeln, das vorn an der Stirn gescheitelte, hinten in vielen Flechten sonderbar heraufgenestelte Haar gab ihr etwas Alterthümliches, sie war beinahe abzusehen, wie die Jungfrauen auf den Gemälden von Mierís –