Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/255

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wurden die Bäume und Rosenbüsche. Julie stand auf und reichte mir den kristallnen Pokal, aus dem blaue Flammen emporleckten. Da zog es mich am Arm, der Kleine stand hinter mir mit dem alten Gesicht und lispelte: „Trink nicht, trink nicht – sieh sie doch recht an! – hast Du sie nicht schon gesehen auf den Warnungstafeln von Breughel, von Callot oder von Rembrandt?“ – Mir schauerte vor Julien, denn freilich war sie in ihrem faltenreichen Gewande mit den bauschigen Aermeln, in ihrem Haarschmuck so anzusehen, wie die von höllischen Unthieren umgebenen lockenden Jungfrauen auf den Bildern jener Meister. „Warum fürchtest Du Dich denn,“ sprach Julie, „ich habe Dich und Dein Spiegelbild doch ganz und gar.“ Ich ergriff den Pokal, aber der Kleine hüpfte wie ein Eichhörnchen auf meine Schultern und wehte mit dem Schweife in die Flammen, widrig quiekend: „Trink nicht – trink nicht.“ Doch nun wurden alle Zuckerfiguren der Ausstellung lebendig und bewegten komisch die Händchen und Füßchen, der dragantne Justizrath trippelte auf mich zu und rief mit einem ganz feinen Stimmchen: „warum der ganze Rumor, mein Bester? warum der ganze Rumor? Stellen Sie sich doch nur auf Ihre lieben Füße, denn schon lange bemerke ich, daß Sie in den Lüften über Stühle und Tische wegschreiten.“ Der Kleine war verschwunden, Julie hatte