Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/279

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und an dem Pfropfe pickte; sogleich ließ sie den Kopf sinken, sie war todt. Entsetzt sprang Erasmus auf. „Verräther,“ schrie er, „Du sollst mich nicht verführen zur Höllenthat!“ – Er schleuderte die Phiole durch das offene Fenster, daß sie auf dem Steinpflaster des Hofes in tausend Stücke zersprang. Ein lieblicher Mandelgeruch stieg auf und verbreitete sich bis ins Zimmer. Der kleine Rasmus war erschrocken davon gelaufen. Spikher brachte den ganzen Tag von tausend Qualen gefoltert zu, bis die Mitternacht eingebrochen. Da wurde immer reger und reger in seinem Innern Giulietta’s Bild. Einst zersprang ihr in seiner Gegenwart eine Halsschnur, von jenen kleinen rothen Beeren aufgezogen, die die Frauen wie Perlen tragen. Die Beeren auflesend verbarg er schnell eine, weil sie an Giulietta’s Halse gelegen, und bewahrte sie treulich. Die zog er jetzt hervor, und sie anstarrend, richtete er Sinn und Gedanken auf die verlorne Geliebte. Da war es, als ginge aus der Perle der magische Duft hervor, der ihn sonst umfloß in Giulietta’s Nähe. „Ach, Giulietta, Dich nur noch ein einziges Mal sehen und dann untergehen in Verderben und Schmach.“ – Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als es auf dem Gange vor der Thür leise zu rischeln und zu rascheln begann. Er vernahm Fußtritte – es klopfte an die Thür des Zimmers. Der Athem stockte dem Erasmus