Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/295

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wollen wir lieber von andern Dingen sprechen, und doch von nahverwandten, die mir innig für Dich aus dem Herzen heraufdringen.

Sieh, Johannes, Du kommst mir mit dem, was Du gegen alle ungeniale Musik eiferst, bisweilen sehr hart vor. Giebt es denn absolut ungeniale Musik? Und wieder von der andern Seite, giebt es denn absolut vollkommne Musik, als bei den Engeln? Es mag wol mit daher kommen, daß mein Ohr weit minder scharf und verletzbar ist, als Deines, aber ich kann Dir mit voller Wahrheit sagen, daß auch der schlechteste Klang einer verstimmten Geige mir lieber ist, als gar keine Musik. Du wirst mich hoffentlich deswegen nicht verachten. Eine solche Dudelei, heiße sie nun Tanz oder Marsch, erinnert an das Höchste, was in uns liegt, und reißt mich mit süßen Liebes- oder Kriegestönen leicht über alle Mangelhaftigkeit in ihr seliges Urbild hinaus. Manche von den Gedichten, die man mir als gelungen gerühmt hat, – thörichter Ausdruck! – nein, die von Herzen zu Herzen gedrungen sind, verdanken den ersten Anklang ihres Daseyns sehr ungestimmten Saiten, sehr ungeübten Fingern, sehr mißgeleiteten[WS 1] Kehlen.

Und dann, lieber Johannes, ist nicht der bloße Wunsch, zu musiciren, schon etwas wahrhaft Rührendes und Erfreuliches? Und vollends das schöne Vertrauen,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: misgeleiteten