Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/330

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ihn halb verrückt, so daß er in der wahnsinnigen Exaltation, zu der ihn Emanuel Bachs oder Wolfs oder Benda’s[WS 1] Genius hinaufschraube, weder rein greife, noch Takt halte. – Mir steht der Mann noch ganz vor Augen. Er trug einen pflaumfarbenen Rock mit goldgesponnenen Knöpfen, einen kleinen silbernen Degen und eine röthliche, nur wenig gepuderte Perücke, an der hinten ein kleiner runder Haarbeutel hing. Er hatte einen unbeschreiblichen komischen Ernst in Allem, was er begann. Ad Opus! pflegte er zu rufen, wenn der Vater die Musikblätter auf die Pulte vertheilte. Dann ergriff er mit der rechten Hand die Geige, mit der linken aber die Perücke, die er abnahm und an einen Nagel hing. Nun hob er an, sich immer mehr und mehr übers Blatt beugend, zu arbeiten, daß die rothen Augen glänzend heraustraten und Schweißtropfen auf der Stirn standen. Es geschah ihm zuweilen, daß er früher fertig wurde, als die Uebrigen, worüber er sich denn nicht wenig wunderte und die Andern ganz böse anschaute. Oft war mir es auch, als brächte er Töne heraus, denen ähnlich, die Nachbars Peter, mit naturhistorischem Sinn die verborgenen musikalischen Talente der Katzen erforschend, unserm Hauskater ablockte, durch schickliches Einklemmen des Schwanzes und sonst: weshalb er zuweilen von dem Vater etwas geprügelt wurde – (nämlich der Peter). –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ernst Wilhelm Wolf (1735-1792) und Georg Benda (1722-1795) gehörten zu den beliebtesten Instrumentalkomponisten der Zeit.