Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/34

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Anmerkungen darf ich mir deshalb verbitten, weil er in meiner Erzählung eine Bestätigung seiner Theorie des Träumens zu finden glauben wird. Mein guter Vater soll sich aber überzeugen, wie Unrecht er meinem guten Alban und der Kunst thut, welche auszuüben ihm Gott die Macht verliehen. Ich werde, sagte Bickert, jede Anmerkung, die schon auf die Zunge gekommen, mit Punsch herabspülen, aber Gesichter schneiden muß ich frei können, so viel ich will, das lasse ich mir nicht nehmen. Das sey Dir vergönnt, rief der Baron, und Ottmar fing nun ohne weitere Vorrede zu erzählen an:

Meinem Alban wurde auf der Universität in J. ein Jüngling bekannt, dessen vortheilhaftes Aeußere bei dem ersten Blick Jeden einnahm, und der daher überall mit Zutrauen und Wohlwollen empfangen wurde. Das gleiche Studium der Arzneikunde, und der Umstand, daß Beide im regen Eifer für ihre Wissenschaft in einem Frühkollegium immer die Ersten der sich Versammelnden waren und sich zu einander gesellten, führte bald ein näheres Verhältniß herbei, das endlich, da Theobald (so nannte Alban seinen Freund) mit ganzer Seele, mit dem treuesten Gemüth sich hingab, in die engste Freundschaft überging. Theobald entwickelte immer mehr einen überaus zarten, beinahe weiblich weichlichen Charakter und eine idyllische Schwärmerei,