Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/366

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vernachlässigte, und mein Vater, an meiner Fähigkeit verzweifelnd, den Unterricht ganz aufgab. In späterer Zeit, auf dem Lyceum in der Stadt, erwachte meine Lust zur Musik auf andere Weise. Die technische Fertigkeit mehrerer Schüler trieb mich an, ihnen gleich zu werden. Ich gab mir viele Mühe, aber je mehr ich des Mechanischen Herr wurde, desto weniger wollte es mir gelingen, jene Töne, die in wunderherrlichen Melodien sonst in meinem Gemüthe erklangen, wieder zu erlauschen. Der Musikdirektor des Lyceums, ein alter Mann und, wie man sagte, großer Contrapunktist, unterrichtete mich im Generalbaß und in der Composition. Der wollte sogar Anleitung geben, wie man Melodien erfinden müsse, und ich that mir recht was darauf zu Gute, wenn ich ein Thema ergrübelt hatte, das sich in alle contrapunktische Wendungen fügte. So glaubte ich ein ganzer Musiker zu seyn, als ich nach einigen Jahren in mein Dorf zurückkehrte. Da stand noch in meiner Zelle das alte kleine Klavier, an dem ich so manche Nacht gesessen und Thränen des Unmuths vergossen. Auch den wunderbaren Stein sah ich wieder, aber sehr klug geworden, lachte ich über meinen kindischen Wahnwitz, aus den Moosen Melodien heraussehen zu wollen. Doch konnte ich es mir selbst nicht abläugnen, daß der einsame geheimnißvolle Ort unter dem Baum mich mit wundervollen