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hat nicht sowohl das ganz Unverkennbare in dem Witz und in der Laune des Künstlers seit vielen Jahren an seine Werke so sehr gefesselt, als das leicht Verkennbare und das wirklich Verkannte. Wer suchen will, findet immer noch was. Vielleicht war es auch gerade dieser dem Künstler so vortheilhafte Reiz, der ihn abhielt, selbst einen Commentar über seine Werke zu schreiben, so oft er auch von seinen Freunden deßwegen angegangen wurde, und so oft er es auch zu thun versprochen hatte. Er hätte sicherlich dabei verloren. Um etwas für recht tief zu halten, muß man nie erfahren, wie tief es ist.

Zur Rechten der Göttin der Nacht, wo es wirklich im Ernst etwas dunkel ist, ist allerlei Muthwillen zusammengedrängt. Auf einem sanften Kissen, dergleichen man auf den englischen Kanzeln sieht (a pulpitcushion), ruht eine Bischofsmütze aus. Die Bibelsprüche und Catechismuslehren, die sonst darinnen wohnen mochten, sind fort, und Comödien und Farcen haben sie dafür, wie Sperlinge ein Schwalbennest, bezogen, und vermuthlich auch die ersten Bewohner herausgebissen. Daneben steht eine Laterne von der Art, die man im Englischen dark lanterns nennt, eine Blend- oder Blind-Laterne mit einem Drehdeckel. Ich habe sie oben der Göttin der Nacht beigelegt. Ob sie aber nicht vielleicht zur Bischofsmütze gehört, und auf die heilsame Mischung von Licht und Finsterniß hinzielt, die zu allen Zeiten aus Leuchten mit diesem patentisirten Drehdeckel hervorströmte, oder ob Diogenes die seinige einmal bei einem Bischofe hat stehen lassen, weiß ich nicht. Gleich dabei hat die Nacht einen dichten Nebel niedergeschlagen. Es ist eine der warmen Haarwolken, unter welchen in England die Sonne des Rechts, wenn sie im Dienst ist, mit ungemeiner Anmuth hervorlächelt. Das Jus, wie man sieht, wohnt jetzt nicht darin. Vielleicht ist sie das Interimsnest der Kätzchen, wovon das eine sich mit dem Reichsapfel, das andere mit der Lyra amüsirt. – Also Politik und Dichtkunst. – Es ist nicht unangenehm, Künste und Wissenschaften so behandelt zu sehen, und zum Glück auch nicht sehr selten. Die kleine Dichterin thut, wie man sieht, einen Fehlgriff. Anstatt die Saiten der Leier zu rühren, pfötelt und kratzt sie bloß