Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/591

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außerandächtliches Schnarrwerk gezogen. Ist es der Kürze wegen verstattet, diese Sänger des Tempels und ihre Manieren mit denen des Waldes, der Felder und des Meierhofes zu vergleichen: so hätten wir 1) zwei liebliche junge Himmels-Lerchen (Alauda arvensis Linn. Engl. Sky-Lark), die sich auf Flügeln der Andacht zu ihrem Schöpfer erheben. Hinter diesen entweder einen Kropf-Tauber, Kröpfer Columba gutturosa; (Franz. le pigeon à grosse gorge wenn es nicht gar eine Kropf-Gans (Pelicanus onocrotalus) ist. Aus der Schnabel-Oeffnung zu schließen, wäre wohl der dort an der Säule ein Antvogel (Anas boschas), und das alte Weib, die Stuhlbeschließerin, die da linker Hand mit dem dritten Gelenke kniet, ein Nußheher [Corvus Caryocatactes, Engl. the nutcracker[1]]. Die beiden so sehr beschatteten sind schwer zu erkennen, und man weiß nicht, ob es Staare (Sturnus vulgaris) oder Schwarzdrosseln (Turdus Merula) sein sollen. Die meiste Schwierigkeit macht unstreitig das schlafende Vögelchen auf der Bank dahinten. Wäre das niedliche Thierchen gesangreicher: so wäre, gewisser Aehnlichkeiten wegen, der Dom-Pfaffe oder Gimpel (Loxia Pyrrhula) das passendste Geschöpf. So aber mag es wegen seiner Schwerleibigkeit und der Rolle der Non-Existenz, die es hier spielt[2], ein Du Du (Didus ineptus, Cygnus cucullatus) sein.

Diesen Du Du, den Hogarth, um die Andacht der Hauptgruppe zu heben, als Schlag-Schatten gleich hinter ihr angebracht hat, hält der anonyme Erklärer für einen Lichtgießer; vermuthlich doch wohl mehr des Talgs als der Erleuchtung wegen. Alle Ausleger dieses Blattes haben diesem Manne ein Paar Zeilen gewidmet, die er schwerlich erhalten haben würde, wenn er gewacht hätte. So gewiß ist es, daß der Mensch nie stärker interessirt, als wenn er in seinem Charakter handelt. Wie sanft er sich da, in eigenes Fett wie einbalsamirt, ohne alle Parade


  1. So heißen im Englischen im Scherz Personen, bei denen sich Unterkinn und Nase zu begegnen anfangen.
  2. S. Blumenbachs Naturgesch. 5te Auflage. 1797. S. 201.