Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/609

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist Veredlung von einer Seite ohne Verunedlung von der andern bei einem freien, aber stark empfindenden Volke überhaupt möglich?

Daß dieses Gesindel, dicht neben einem offenen Grabe, Bank macht, ist nicht zu verwundern. Sie sehen das Grab vor dem Galgen nicht, der ihnen näher steht, so wie der ehrliche Mann den Galgen nicht über die Kluft des Grabes weg, das ihn auf immer von ihm trennt.

Der Mann, den wir in der Dämmerung fälschlich für einen Unterofficier der Kirchenmiliz gehalten haben, ist ganz weltlich; es ist der Bettelvogt, und wie man sieht, willens, unserem Helden einen Verweis zu geben, zwar nicht ore rotundo, aber doch, wie ich glaube, verständlich, obgleich eigentlich gegen die Verstands-Seite gerichtet. Es ist unglaublich, was sich der ehrliche Mann für Mühe gibt, alles Mögliche zu thun, um sich den zweiten Hieb zu ersparen. So wie der Stock seine Zulaufs-Distanz rechts aufwärts sucht, so folgt ihm Alles an dem Manne rechts aufwärts; die linke Hand, die Lippen mit einem Theil der Nase, und sogar auch die untere Kinnlade sympathetisch, so wie bei manchen Leuten, wenn sie Pappdeckel mit der Scheere schneiden. Es ist aber auch ein zähes Stückchen, was er da zu schneiden hat. – Nur noch einen Augenblick, so wird Alles, was da rechts aufwärts gestiegen ist, auf demselben Wege, aber mit beschleunigter Bewegung, zurückkehren, und wie Posaunenton des letzten Tages, Auferstehung der Gruppe bewirken. Die Idee könnte bei einer Vorstellung vom jüngsten Gericht benützt werden. Hazardspieler, die zu spät erfahren, was vorgeht, wird es unter den Lebendigen auch dann noch geben, und unter den Wiedererwachten welche, die noch einmal auf den Leichensteinen zu würfeln anfangen. – Wie da der Vogt gezeichnet werden müßte, der sie vortreibt? – – Behüte und bewahre! – kein Wort von dem hier! – –

An der Mauer der Kirche sowohl, als auf dem Kirchhofe selbst, erblickt man einige Leichensteine. Schade, daß Hogarth so wohlfeil gearbeitet hat. Bei einer etwas größern Skale, wäre hier ein unerschöpfliches Feld für sein Genie gewesen. Oft schon mit eben so vielen Strichen, als hier für Nichts da stehen, hätte er vieles thun können. Er hatte es