Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
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wo dieser freilich eine traurige Schwäche des Urtheils und Charakters bewies, die arme Sigismunda in den politischen und persönlichen Zank mit hineinzogen und den Künstler dadurch noch mehr geärgert haben, als mit dem nicht unverdienten Vorwurfe der Bestechung und einem andern auf sein früheres Leben, der vielleicht in derselben Art nicht grundlos war.
Ueber das Bild mag nach vorliegendem Blatte geurtheilt werden, welches, wie erwähnt, auf Veranlassung der gegenwärtigen Besitzer des Originalgemäldes, der Herren Boydell, herausgegeben wurde. Das Colorit soll zwar nicht sehr rühmenswerth aber doch natürlich und harmonisch sein. Wie es mit Hogarth’s Schönheiten sich verhielt, ist bekannt genug; es hieß, er könne sich keine wirklich schöne Form bilden, und müsse, wenn er sich über die Darstellung der Gemeinheit erheben wolle, wenigstens ein Modell besitzen; in diesem Bilde soll seine Frau ihm als solches gedient haben. Ob die Sigismunda das wirkliche Porträt der Mrs. Hogarth ist, bleibt dahingestellt; in den damaligen Critiken wurde dies wenigstens behauptet. Wilkes unter Andern behauptete dies, und fügte eine boshafte Bemerkung über Hogarth’s Frau hinzu.
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 932. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/1051&oldid=- (Version vom 29.12.2019)