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zeichnete. Dies schien ihm jedoch nicht genügend, so daß er bald darauf die Carrikatur und das Uebertriebene an denselben Köpfen durchführen wollte. Er begann zu graviren, vollendete jedoch weder das Blatt noch die Zeichnung vor seinem Tode, soll aber noch am Tage vor demselben daran gearbeitet haben. Es wurde gleich nach seinem Tode herausgegeben, und ist somit das letzte Werk seines Griffels, wie das „Ende aller Dinge“ die letzte Schöpfung seines Pinsels.

Unter den größeren Abdrücken, die gleich nach seinem Tode herauskamen, war folgende Erklärung abgedruckt, die von ihm selbst herrührte, und welche seine Ansicht über die von ihm geübte Kunst am besten darlegt:

Charakterbilder, Carrikaturen und utrirte Zeichnungen.

„Kaum gibt es zwei Dinge, die in höherem Grade verschieden sind, wie Charakterzeichnung und Carrikatur, nichts desto weniger werden sie gewöhnlich mit einander verwechselt, weßhalb folgende Erklärung von mir versucht wird:

Man hat immer zugestanden, sobald ein Charakter mit starken Zügen im lebendigen Gesicht sich ausgedrückt vorfinde, könne man denselben gleichsam als ein Register der Seele betrachten. Um ihn mit irgend einem Grade der Richtigkeit im Malen wiederzugeben, werden die äußersten Anstrengungen eines großen Meisters erfordert. Alles, was aber seit mehreren Jahren mit dem Namen „Carrikatur“ bezeichnet wird, entbehrt gänzlich, oder muß jedes Zuges entbehren, der eine Richtung zum guten Zeichnen offenbart. Man kann diese Gattung eine Art von Linien nennen, die eher durch die Hand des Zufalls, als der Geschicklichkeit gezogen werden. So wird man auch an dem ersten Gekritzel eines Kindes, welches nur die Idee eines Menschengesichts anzudeuten scheint, irgend eine Aehnlichkeit mit der einen oder andern Person entdecken, und sich öfter eine solche comische Aehnlichkeit bilden, wie sie die besten Carrikaturen unserer Zeiten kaum mit Absicht darzustellen vermögen, weil die Idee derselben Zeichner über die Gegenstände weit vollkommener sind, als die der Kinder, so daß sie irgend eine Manier im Zeichnen dabei anbringen. Die humoristische Wirkung der modischen Art im