Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/1199

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bewegung oft wiederholt, so wird man sich einen Anstand angewöhnen, der in allen Handlungen des Körpers zum Vorschein kommen wird. Der angenehme Effekt dieser Bewegung läßt sich erkennen, wenn man einer Dame einen Fächer oder eine Tabacksdose reicht. Doch muß man darauf achten, daß die Bewegung mit Figur 49 3 B 1 übereinstimmt und nicht mit Nr. 7. Letzteres Uebermaß würde affectirt und lächerlich werden.

Was die Haltung des Hauptes betrifft, so ist die gerade Linie bei derselben eben so unangenehm, wie bei andern Gliedern. Kinder pflegen aus Blödigkeit den Kopf auf die Brust zu senken. Aeltern und Lehrer befolgen eine unpassende Methode, indem sie ihnen befehlen, den Kopf gerade oder vielmehr steif zu halten. Noch schlimmer ist es, jene Haltung durch Corsette mit Stahlfedern entfernen zu wollen. Hogarth bringt bei dieser Gelegenheit eine Methode in Vorschlag, die eben so sonderbar lautet, wie die so eben angeführte. Er meint: Um sowohl die Senkung des Kopfes auf die Brust, wie die steife Haltung, zu verhindern, solle man durch Angewöhnung eine zierliche Haltung hervorbringen, indem man nach Figur 121 B 2 ein Band an eine Haarflechte und an das Kleid am Halse befestige; dieses müsse eine solche Länge haben, daß die Neigung des Kopfes auf die Brust hin verhindert werde, daß sich jedoch der Kopf frei bewegen könne. Alsdann würden die Wellenlinien durch den Antrieb der Natur beobachtet und angewöhnt werden.

Die aufrechte Haltung des Kopfes auf die Dauer ist steif; die wahre Eleganz besteht in der leichten Bewegung desselben von einer Seite zur andern. So wird auch im Verbeugen Zierlichkeit gezeigt, wenn man in der Form der Wellenlinie den Kopf senkt und wieder erhebt. Die gerade Verbeugung ist tölpelhaft.

Was den Tanz betrifft, so läßt sich das Menuett als den Gipfelpunkt der Kunst hinstellen, denn kein anderer Tanz zeigt solche Mannigfaltigkeit der Composition hinsichtlich der Schlangenlinie sowohl in der Windung, als auch in der Bewegung. Die gewöhnliche wellenförmige Bewegung des Körpers wird durch den Menuettschritt in eine größere