Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/124

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hinter der entzückten Dame (ich meine der Carestinischen empfindsamen, nicht der solider denkenden Silbermundischen) erblicken wir einen Kopf, oder glotzt vielmehr ein Kopf gegen uns hervor, der freilich eben nicht der schönste, aber dafür einer der sprechendsten der ganzen Gesellschaft ist. Es ist der Kopf des Negers, der die Chokolade da in’s Blaue hinaus servirt. Wahrlich, mit seinen drei Brillanten im Gesicht, wovon der eine auf der Nase noch obendrein unecht und bloß vom Fenster geborgt ist, blitzt er alle die Demanten des Castraten an Ohr und Solitär nieder und wieder nieder. Ist das nicht Sprache und Bedeutung? Und ist es nicht Kunst, dem Neumonds-Zeichen, das der Afrikaner da auf seinen Schultern trägt, mehr Bedeutung zu geben, als hier dem italienischen Vollmonde? Man versuche einmal ein solches Nachtstückchen, so wird man’s finden. Affectation ist hier nicht; es ist reiner, derber, menschlichthierischer Instinct, was seine Augen-Achsen so steif auf den Italiener hinspannt. Vermuthlich gilt es aber nicht sowohl der Stimme des Sängers, als vielmehr den Gebehrden, die sie begleiten und der Mündung, aus welcher sie hervorkriecht. Er lächelt über das Brei- und Lappen-Mäulchen, das sich ehemals aus der weiblichen, weibischen Tiber[1] wusch, und weist bei der Gelegenheit selbst eines, das sich aus dem Niger oder dem Senegal gewaschen hat, von solchem Umfang, daß fürwahr weder der Senegal , noch der Niger, noch sonst irgend ein berühmter Flußgott Klage über Mangel zu befürchten haben würde, wenn er seinen Vorrath, den er bisher aus seiner Urne goß, künftig von einem solchen Kopf speien lassen wollte.

Wir haben bereits gehört, daß die Gräfin diesen Morgen in einer Auction gewesen ist. Hier sieht man nun aus dem Auctions-Katalog, der rechter Hand auf der Erde liegt, daß da eine Sammlung verkauft wurde, und wem sie gehörte, und aus einigen daraus erstandenen Artikeln, die da herumstehen, ergibt sich, daß es eine Kunstsammlung war. Der englische Titel des Verzeichnisses ist:


  1. Uxorius amnis. HORAT.