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sank gegen den Tisch, der ihm zur Rechten war. Auch sehen wir, in unserer Copie, bei dem Schreiber, oder was er ist, dort über der Stubenthüre, die rechte Hand wieder in ihre ewigen und unveräußerlichen Rechte eingesetzt, die sie im Original-Kupferstiche, aller Wahrscheinlichkeit schlechterdings zuwider, der linken abgetreten hatte. Herrn Riepenhausens Copie hält also auch hier gleiche Seiten mit dem Original-Gemälde. Nun zum ersten Punkt. Es hat mich nicht wenig gefreut, zu finden, daß fast Alle, denen ich diese Kupferstiche gezeigt habe, die Stellung des Degens unnatürlich gefunden haben. Und warum gefreut? Antwort: bloß weil ich mir aus Jedem, der so Etwas fühlt, nach einer leichten Spannung desselben auf die Sokratische Tortur, selbst einige Sätze der höheren Rechenkunst mit leichter Mühe herauszufragen getraute. Ein solcher fühlt nämlich, ohne es deutlich zu wissen, daß der Maler des Lebendigen und Beweglichen, eben deßwegen, weil seine gemalte Darstellung selbst leblos ist, und ruht, nur einen unendlich kleinen Zeitpunkt davon auffassen darf, und fühlt zugleich, daß die unendlich kleinen Zeitpunkte dennoch ihre Verhältnisse gegen einander haben müssen, denn sonst könnte er das Fallen eines gegen den Horizont geneigten Degens, mit dem schweren Degengefäße oben, verglichen mit dem Fallen von dessen Herrn, nicht natürlich finden. Allein der sinkende Herr könnte sich noch halten oder gehalten haben, der Degen aber nicht. Dieses macht für ihn einen Unterschied. Auf dem Orden eines so sinkenden Ritters, könnte man noch die Devise lesen, aber den Namen des Schwertfegers oder der Fabrik auf einem so fallenden Degen schwerlich. Die Stellung des Grafen nähert sich mehr der Ruhe, die des fallenden Degens mehr der Bewegung der Kanonenkugel, die auf dem ersten Blatte aus der Hosentasche des Helden flog. –

An der Hinterwand ist auf der Tapete (ob haute-lisse oder basse-lisse ist nicht wohl auszumachen) das Urtheil Salomon’s vorgestellt. Salomo auf dem Throne, freilich, die Krone etwa ausgenommen, nicht in seiner eigenen Herrlichkeit, sondern ganz in der Feiertagsblüte eines niederländischen Schiffers. Wer nicht wüßte, daß der Mann einst das Steuerruder eines mächtigen Staats mit großer Weisheit führte,