Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/185

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ehrliche Leute hatte Hogarth nie etwas, denn er gehörte selbst mit darunter. Für das zweite trifft er nicht sowohl den Altar, als das Commando an demselben mit geballter Faust, und endlich so ist das Tischchen nicht einmal ein Altar, sondern eine bloße Ara. Oben darauf liegt und steht noch allerlei; ich glaube ein Stück Brod, oder was es ist; ein Kelchglas, und etwas virginischer Weihrauch, der aus einer Pfeife aufsteigt, die vermuthlich der Trinker, um mit beiden Händen trinken zu können, so eben niedergelegt hat. Auch diese brennende Pfeife liegt ohne Deckel so, daß sie gewiß fallen wird, wenn der angedrohte Fauststoß in Erfüllung geht, und wird alsdann mit dem Lichte am Juwelenkästchen gemeinschaftliche Sache machen.

Weiter links, hinter der Ara, beschneidet nun gar ein einäugiges altes Weib einer Katze ihre schönste Zierde mit einer Scheere, vermuthlich um Blut zu dem Unheil zu gewinnen, das der Dolch, den sie am Mantel trägt, noch diesen Abend in dieser Tragicomödie stiften soll. Die Operation scheint der Alten Vergnügen zu machen, und es kommen über ihrem Lächeln ein Paar Lachzähnchen zum Vorschein, die nicht reizender seyn können. Vermuthlich sind es aber auch die Allein-Erben der Reize aller ihrer Geschwister, die schon voraus dahingefahren sind. Ueberhaupt ist in dieser Gruppe viel Zähnespiel; sie werden fast in allen möglichen Bedeutungen gewiesen und gebläckt. Von der Alten, um ihrem Lächeln Holdseligkeit zu geben; von der Katze, um zu beißen, und von der armen Seiltänzerin, die das Schlachtopfer hält, um ihren Schmerz zu zerknirschen. Sie wird aber Mühe haben, damit zu Stand zu kommen, denn die Katze hat nicht allein ihre Hand mit den Zähnen sehr derb gepackt, sondern auch, mit den Hinterpfoten die leicht bekleidete regionem hypogastricam derselben, gleich über dem Feigenblätter-Wulst, den das Mädchen als Befriedigung um die Blöße ihrer Beinkleider trägt. Es ist unmöglich, diese Dulderin zu betrachten, ohne an den Laokoon zu denken. Nicht an die Gruppe im Belvedere, das wäre Beleidigung der höchsten Majestät der Kunst, sondern an den launevollen Kupferstich, worauf Laokoon mit seinen Söhnen durch Affen parodirt wird. Man weiß nicht so ganz genau, was die Alte vorstellt.