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der Bemerkung Walpole’s beipflichten: man müsse sich wundern, so wenig Humor in Arbeiten zu finden, welche den Talenten des Künstlers so angemessen waren. Vielleicht lag aber auch der Grund hiervon in dem Umstande, daß es ihm nur selten (vielleicht nur auf einem Blatte[1]) gelungen ist, die Ideen Anderer sich in so weit anzueignen, daß er sie mit derselben Meisterschaft, wie seine eigenen, durchführen konnte.

Hogarth versuchte sich zwar damals in einigen Caricaturen, und auch schon in jener Gattung, die später seinen Ruhm begründete, allein Letzteres nicht mit besonderem Erfolg. Während des Südsee-Schwindels erschien von ihm ein Blatt über jenen Aktienbetrug[2], das aber unbemerkt vorüberging. Das Publikum nahm noch immer so wenig Notiz von ihm, daß sogar ein besseres Blatt, worin er den damals so gefeierten Dichter Pope, nebst dessen Beschützer, den Grafen Burlington, lächerlich machte, durchaus nicht bemerkt wurde. Uebrigens hat der Künstler mehrere Figuren dieser seiner ersten Compositionen auf seinen späteren Blättern wieder angebracht, z. B. die Kaninchen-Gebärerin, die man aus der „Methodisten-Gemeinde“ (Fanaticism Credulity & Superstition) wiedererblickt, eine Betrügerin, welche vorgeblich Kaninchen geboren, und einen damals bekannten Arzt in dieser Hinsicht angeführt hatte, alsdann den halbverhungerten Knaben auf dem Blatte: der Morgen, den Kranken[3] auf dem dritten Blatte der Wahl u. s. w., und einiges andere. Man sieht schon aus dieser, von Hogarth selbst ausgegangenen Wiederholung, daß er jene Werke vor der Herausgabe seines Lebens einer Buhlerin, nicht besonders schätzte, und deren Vergessenheit wünschte.

Nach einer Reihe von Jahren gelang es ihm, seine Lage dadurch zu verbessern, daß er, des Pinsels bereits vollkommen mächtig, einige Bestellungen als Portraitmaler erhielt. Er war nämlich zuerst auf den Gedanken gekommen, für Familien kleine Conversationsstücke in der Größe von 12 bis 15 Zoll zu malen. Die Neuheit sowohl, wie seine Fertigkeit im Treffen, veranlaßten viele Bestellungen der Art, so wie auch für einzelne Portraits. Jedoch für einen Menschen, wie Hogarth, welcher weder schmeicheln noch auch seine Neigung zum Spotten unterdrücken konnte, blieb dies auf die Dauer kein Erwerbsmittel. Man begann sich bald vor seinem Pinsel zu fürchten, wozu auch folgender Vorfall Veranlassung gab: Ein Peer, welcher sehr häßlich war, ließ sich von ihm malen. Hogarth gab die Züge mit so strenger Wahrheit wieder, daß der Peer, ärgerlich über ein Bild, welches ihn an die Mängel seiner Gesichtszüge erinnerte, den Künstler nicht bezahlen wollte. Als Hogarth mehrere Male vergeblich um Bezahlung nachgesucht hatte, schrieb er ihm endlich mit seinem charakteristischen Humor folgendes Billet: Hr. Hogarth übersendet dem Lord – die Versicherung seiner Unterthänigkeit. Da er findet, daß Seine Lordschaft nicht die Absicht hegt, das für ihn entworfene Gemälde zu bezahlen, so erinnert er S. L. noch einmal an seine dringenden Bedürfnisse hinsichtlich des Honorars. Wenn S. L. das Bild in drei Tagen nicht holen läßt, wird Hr. Hogarth einen Schwanz und einige andere Zuthaten hinzufügen, und dasselbe an den berühmten Besitzer einer Menagerie von wilden Thieren,


  1. Sancho Pansa hungert auf Befehl des Arztes.
  2. Ein Mann wird gerädert. Der Teufel haut das Glück in Stücke; die Aktionäre reiten auf Steckenpferden u. s. w.
  3. Dieser Kranke stellte anfangs einen damals bekannten Arzt in der Speichelkur vor.