Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/21

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Hrn. Hare, verkaufen, welcher ihm das Versprechen gegeben hat, jenes Portrait in derselben auszustellen, wenn S. L. noch einmal eine abschlägige Antwort übersenden würde. – Wie man erwarten konnte, wurde das Portrait eingelöst und den Flammen übergeben. Dies Verfahren des Künstlers war jedoch nicht dazu geeignet, ihm neue Bestellungen zu verschaffen. – Unter den Portraits, die er damals malte, waren mehrere für den großen Haufen berechnet, z. B. das einer damals hingerichteten Mörderin, Sara Malcolm, wahrscheinlich die Bestellung eines Kunsthändlers, ein Blatt, welches nach seinem Tode wieder gestochen wurde, allein gegenwärtig kein Interesse mehr gewährt, da es kein besonderes Verdienst als Kunstwerk mehr besitzt. Dasselbe läßt sich von einem der erwähnten Conversationsstücke sagen, einer Gesellschaft aus den damaligen aristokratischen Kreisen, welche sich theilweise im Gespräch unterhält, theilweise der Darstellung einer Scene aus Gay’s Bettleroper durch Theater-Liebhaber zuschaut. Jene Portraits haben ihr Interesse verloren, weil sie nur leichthin gezeichnet, ohne besonderen Kunstwerth, keine historisch wichtigen Personen betreffen. –

Endlich hat sich Hogarth während jener Zeit, die seinem Ruhme vorherging, als Historienmaler versucht. Man besitzt noch ein Bild, welches Heinrich VIII. darstellt, wie er der Anna Boleyn den Hof macht, eine Scene, welche der Cardinal Wolfey mit dem Ausdrucke der Niedergeschlagenheit und welche die Königin mit Zorn betrachtet. Die Composition, wie die Figuren, sind aber gänzlich verfehlt, letztere im höchsten Grade steif und ungraziös, besonders das schöne Hoffräulein und die spätere Königin, die mehr einer Magd, als einer Dame von Erziehung gleicht. Uebrigens ist es Hogarth auch später nie gelungen, Grazie und Würde irgend einer Art darzustellen.

Dies waren die Verhältnisse des Künstlers, als er sich 1730 mit der Tochter des erwähnten Sir James Thornhill, für den er als Gehilfe gearbeitet zu haben scheint[1], heimlich vermählte. Jener unbedeutende Künstler, welcher jedoch als Hofmaler des Königs und als Ritter (Knight), eine Würde, welche dem Sergeant painter gewöhnlich übertragen wurde, einen höheren Rang in der aristokratischen Gesellschaft einnahm, und dessen Einkünfte wegen des Vorrechts, die Paläste, königliche Wappen u. s. w. zu malen, nicht unbedeutend waren, fühlte sich durch die Verbindung mit einem bis jetzt noch unbekannten Maler nicht geschmeichelt, und brach mit dem neu vermählten Paare alle Verbindung ab. Zu stolz, sich um die Versöhnung mit seinem Schwiegervater zu bewerben, und dadurch Unterstützung bei seinen vermehrten Bedürfnissen zu erlangen, erhöhete Hogarth seine Thätigkeit als Künstler, und trat mit den Werken einer neuen Gattung vor das Publikum, welche ihn schnell überall in Großbritannien bekannt machten, und ihm in Kurzem Wohlhabenheit und Ehre erwarben.

Zuerst scheint er in dieser Gattung seine Darstellung des Jahrmarktes von Southwark 1733 herausgegeben zu haben. Dieses Blatt ward aber noch nicht nach Verdienst gewürdigt, wahrscheinlich wegen des dargestellten Gegenstandes einer Pöbel-Versammlung, welcher die Aufmerksamkeit der aristokratischen Classen nicht erregte, deren Schutz (Patronage), vor Allem in England, für den Erfolg von Darstellungen der Kunst nothwendig ist. Der Künstler erntete auch erst dann die Früchte dieser


  1. Hogarth soll bei einem allegorischen Deckengemälde von Sir James Thornhill in Headleypark, welches Flora und Zephir darstellt, einige Nebenfiguren, z. B. einen Satyr, gemalt haben.