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des lieben Mannes Hut und Handschuhe, der dafür das Kind und sogar einen Theil seiner ihm vom Himmel mit einem so starken Ausschlag zugewogenen Gattin selbst schleppt; denn wirklich ruht sie mit der Hand, worin sie den Fächer hält, auf des Mannes Schultern. Auf dem Fächer sieht man eine Gruppe aus dem Alterthum dargestellt, die, wenn man den kleinen Knaben mit dem Bortenhut hier noch mitnimmt, mit der gegenwärtigen einige Aehnlichkeit hat; Venus und Adonis mit dem Amor; nur haben sich diese es etwas commoder gemacht. Unser kleiner City-Amor reitet auf Papa’s Stock, und bezeigt seinen Unwillen über seine Schwester, die ihm mit ebenfalls schon altem Gesichte, und fast noch älterem Affect und Maulwerk ein Honigkuchen-Bildchen beneidet und rauben will. Was das für Kindermienen sind! Wenn es gewiß ist, daß früh markirte Züge in Kinder-Gesichtern gemeiniglich die Vorläuferinnen der Häßlichkeit im reifern Alter sind: was mag aus Kindern werden, die die Linie jener unschuldigen, und weil sich alles Gute und Schöne so leicht hinein hoffen läßt, so reizenden Leerheit schon im Mutterleibe passirt haben müssen? Amor reitet hier auf dem Stock des Adonis, und trägt eine Cocarde auf dem Hut. Der Gedanke, dem Amor eine Cornets-Stelle zu geben, ist nicht übel; nur ist unser Junge hier ein gar häßlicher Cornet. Kurz, der Junge ist nicht Soldat, und wird es auch nie werden. Wo käme er so früh dazu, in einem Lande, wo, neben der heiligen Taufe, kein Sacrament der rothen Halsbinde Statt findet? Es ist bloßes Kinderspiel.

Gerade hinter diesem Ehepaar, wird eine Kuh gemelkt, deren Euter à la Montgolfière ein redendes Sinnbild des Ueberflusses der Gegend und des glücklichen Landes ist. Allein dabei ereignet sich ein ominöser, trauriger Umstand, der jedem Ehemanne von Gefühl leid thun wird. Diese Kuh theilt nämlich ihre Kopfzierde unserm Adonis so schwesterlich mit, daß man ungewiß wird, wessen von beiden Eigenthum sie eigentlich ist; des Blaufärbers oder der Kuh. O! Madam, Madam! Der arme Tropf, ein gutmüthiges, zahmes Frauenzimmer-Pferd, ist nicht Verfasser, sondern bloß Verleger. Was für eine Lage, bei dem