Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/27

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komischen Zuthaten beinahe vollendet, und stand auf der Staffelei, als ein junger Mann in die Werkstatt des Malers trat und diesen fragte, ob das gemalte Bild den Sir Jsaac Shard darstellen sollte. Als Hogarth dies bejahte, zog er den Degen, hieb es in Stücke, und gab sich als den Sohn des Betheiligten zu erkennen. Hogarth aber zeigte bei dieser Gelegenheit so viel feines, moralisches Gefühl, daß er im Augenblick schwieg, und den jungen Mann auch nicht verklagte. – Ein zweites Bild, welches verloren ging, war das Portrait von Garrick, wie erwähnt, einem vertrauten Freunde des Dichters. Dieser britische Roscius hatte die Schwachheit, auch als Dichter gelten zu wollen, und hielt viel auf seine Poesien, die zum Wenigsten sehr mittelmäßig waren, wie alle Kenner der britischen Literatur bemerkt haben werden. Er hatte bei Hogarth sein Portrait bestellt. Dieser scheint aber nicht im Stande gewesen zu sein, das vollkommene Ebenmaß der wahrhaft edeln Gestalt und den Anstand des Gentleman darzustellen, welcher Garrick im gewöhnlichen Leben eigenthümlich war, oder er konnte seine Neigung zum Spott nicht unterdrücken; kurzum, er malte Garrick in einer lächerlichen Stellung, wie er, mit poetisch begeistertem Ausdruck im Gesicht, am Pulte saß, hinter seinem Stuhle stand aber seine Frau in ganz anderer Stimmung, und nahm ihm die Feder aus der Hand. Garrick soll über diese Darstellung nicht wenig verdrießlich gewesen sein, und durchaus keine Lust gehabt haben, in jener Attitude dem Publikum vorgeführt zu werden. Wie es scheint, wurde das Bild durch beiderseitiges Uebereinkommen unterdrückt.

Ein drittes Gemälde von Hogarth, welches auf einer der ersten englischen Kunstausstellungen in Springgardens sich vorfand, und für den irländischen Grafen Charlemont gemalt war, scheint verloren gegangen, oder in irgend einer Privatgallerie verborgen zu sein. Ein Abdruck desselben ist weder von dem Künstler gestochen, noch auch später herausgegeben worden. Es hieß: Piquet or Vertue in danger (das Piquet oder die Tugend in Gefahr), und stellte eine junge Dame in dem Augenblicke dar, wo sie während eines Tète-à-tète bei Karten all ihr Geld an einen jungen und schönen Officier verloren hatte. Dieser gibt ihr eine ganze Hand voll Banknoten zurück, in der Hoffnung, eine angenehme Entschädigung zu erlangen. Auf dem Kaminsims sah man ein Uhrgehäuse mit der Figur der Zeit auf dem Gipfel und der bedeutungsvollen Inschrift: Nunc. Hogarth hatte die Heldin im Augenblick der Unentschlossenheit dargestellt, und ihre Empfindungen mit vieler Wahrheit ausgedrückt. Sicherlich hat er mit viel Geschicklichkeit eine wankende Keuschheit gemalt; ob er die reizende und erhabene Zurückhaltung der Tugend hätte wiedergeben können, ist eine andere Frage. – Endlich erwähnt Horace Walpole einer Danae von Hogarth, wo die Hauptfigur einer Londoner Buhlerin geglichen habe, und worauf ein altes Weib eines der Geldstücke aus dem Goldregen hinsichtlich seiner Aechtheit zwischen den Zähnen probirte. Es ist unbekannt, wo sich dies Bild gegenwärtig befindet.

Nach der Herausgabe der Modeheirath erschien von Hogarth 1746 das erwähnte Portrait von Lord Lovat und von Garrick in dem Charakter Richard’s III. Was Letzteres betrifft, so soll dasselbe in der Haltung getroffen sein. Wie erwähnt, konnte Hogarth seinen Freund in edleren Formen nicht darstellen, allein der Ausdruck des Schauders soll auf treffende Weise in derselben Art wiedergegeben sein, wie Garrick in jener Scene auf der Bühne erschien. Die Zeitgenossen haben jedoch die Figur getadelt, welche in der starken Muskulatur der edeln Gestalt des großen Schauspielers nicht entsprochen haben soll. 1747 erschien die Landkutsche (Stage coach in a country innyard),