Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/321

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hängt, dient zur Erläuterung von anderen, die die Heldin selbst einen Grad näher angehen, und ihre Bedeutung wird also am besten mit der Geschichte der Personen selbst verwebt, auf die wir ohnehin, wie wir fürchten, die Neugierde unserer Leser vielleicht zu lange gespannt gehalten haben.

Es ist Dreiviertel auf Zwölf Vormittags, und weil erst gefrühstückt wird, noch sehr früh, ungefähr Sieben Uhr nach Stunden der Unzeit[1]. Unsere Heldin hat sich aufgerichtet, und stützt sich etwas matt und schwer auf den rechten Arm; in der linken Hand hält sie eine Uhr am äußersten Ende des Uhrbandes, mit horchendem Kopf, vermuthlich repetirt die treue Weiserin die Stunde. Die Stunde? Ach leider nichts als die erbärmliche Eilfe, die es geschlagen hat. Was helfen Dir alle Repetir-Uhren der ganzen Welt! Ein Paar Repetir-Ohren, durch die die Ermahnungen deines rechtschaffenen Vaters dir wieder erneuert in die Seele schallten, wäre dir unendlich mehr werth. Doch horch, die Stunde schlägt! Es ist viel verloren, aber noch nicht alles. Die Gerechtigkeit ist erwacht, und hält noch den Todesstreich zurück, der schon über deinem Haupte schwebt. Die Thür öffnet sich, und Sir John Gonson[2] mit seinem Gefolge tritt in das Zimmer, und die Heldin


  1. Siehe S. 153.
  2. Nicht Gonston,, wie Herr Ireland immer schreibt. Sir John Gonson war eine Magistrats-Person von großer Rechtschaffenheit, die sich vorzüglich die Unterdrückung liederlicher Häuser angelegen sein ließ. Er bekleidete die wichtige Stelle, die der berühmte Fielding eine kurze Zeit, und nach ihm dessen Stiefbruder Sir John Fielding lange, und obgleich seines Gesichts beraubt, mit großem Ruhme bekleidete. Jetzt, wo ich nicht irre, wird sie von Sir Samson Wright mit gleichem Credit verwaltet. Die Hauptbeschäftigung dieser angesehenen Person ist, Verbrecher aller Art durch ihre Leute aufsuchen zu lassen, oder, wenn sie vor dieselben gebracht werden, abzuhören, und sie, nach Befinden der Umstände, entweder auf freien Fuß zu setzen, oder für den eigentlichen Proceß in der Old Bailey in Verwahrung zu behalten: Sir John Gonson’s Eifer und Thätigkeit wurde damals in mehreren Gedichten gepriesen, darunter befindet sich sogar eine nicht übel gerathene sapphische Ode, Ad Joannem Gonsonum Equidem, von einem Herrn Loveling. Sie fängt sich an

    Pellicum, Gonsone, animosus hostis,
    Per minus castas Druriae tabernas
    Lenis incendens, abeas Diones Acquus alumnis.

    Es verdient hier noch angemerkt zu werden, daß dieses das Blatt ist, das unserem Künstler die erste, große Aufnahme verschaffte. An dem Tage, da es erschien, war nämlich gerade Session bei der Schatzkammer. Einer der Lords derselben kaufte es unterwegs, und nahm es mit sich dahin. Die übrigen wurden so durch die große Aehnlichkeit Sir Gonsons frappirt, daß sie nach der Sitzung sämmtlich hingingen, und das Werk kauften, und so war Hogarth’s Glück gemacht.