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daß er gar nicht daran dachte, eine künstlerische Vorbereitung sei für denselben erforderlich. Man muß bedauern, daß die Zeit von einem solchen Geiste so nutzlos angewandt wurde. Das Mißlingen seines Versuches kann die Lehre geben, daß man sich eitlen Einbildungen nicht überlassen darf, und daß ein augenblicklicher Entschluß weder der Hand die nothwendige Fertigkeit, noch der Seele eine neue Denkungsweise übertragen kann.“

Die Copie des Originalgemäldes, welche lange nach seinem Tode von dem gegenwärtigen Besitzer herausgegeben wurde, wird dies Urtheil zur Genüge bestätigen. Auch war schon der Erklärer des Künstlers, Ireland, im Besitz einer früheren Copie, die er in seinem Commentare mittheilte. Uebrigens hat Hogarth sich schon früher in einigen Bildern, wie Moses vor Pharao’s Tochter, einer Platte von Paul vor Felix, einem Teich von Bethesda als Historienmaler versucht, schien aber einerseits von diesen Stücken nicht viel zu halten, und konnte es andrerseits nicht unterlassen, seinem Humor sich in der Art hinzugeben, daß die Darstellungen eher die Wirkung des Possenhaften als den ernsten Eindruck eines historischen Gemäldes erweckten[1].

Der zweite Mißgriff am Ende von Hogarth’s Laufbahn, wodurch er sich aber in der öffentlichen Meinung bei Weitem mehr schadete, als durch jenes verunglückte Kunstprodukt, war die Art, wie er an den politischen Streitigkeiten im Anfang der Regierung Georg’s III. Theil nahm. Bekanntlich ward damals durch die Neigung jenes Königs zur Selbstregierung, welcher servile Minister gegen ihre Ueberzeugung sich so lange fügten, bis das Unglück des Reichs und die Aufregung im Innern den Thron in Gefahr brachten, so wie auch durch eine Reihe thörichter und für England unpassender Maßregeln eine Bewegung hervorgerufen, welche sowohl durch Erbitterung, als auch durch ihre Allgemeinheit seit mehr als 50 Jahren ohne Gleichen gewesen war. Der König hatte jenen großen Minister, den älteren Pitt entlassen, welchem die damalige Macht Großbritanniens ihre Blüte verdankte, und wider Willen der Nation den Frieden geschlossen; er hatte eine thörichte und nur durch ihre Liebe zur Willkühr bekannte Partei zur Gewalt berufen, und jene Reihe von Maßregeln begonnen, welche in den nordamerikanischen Colonieen den Bürgerkrieg erweckten. Es entstand die heftige Opposition, welche alle Talente des Reiches und alle rechtschaffenen Männer verschiedener Parteien der Hofpartei und der Mehrheit eines verdorbenen Parlaments gegenüber vereinigte, bis Georg III. endlich gezwungen wurde, die von einer deutschen Prinzessin, seiner Mutter, ihm überlieferten, aber für einen englischen König nicht passenden Begriffe über Regierung aufzugeben. Jener Opposition gegenüber befanden sich nur durch Charakter verächtliche, talentlose oder bestochene Vertheidiger der Hofpartei. Man muß deßhalb bedauern, daß Hogarth, durch seine Würde als Sergeant painter verleitet, Leuten dieser Art sich anschloß. Allein seine Strafe war schwer; von der Nation verlassen, an deren Lob und Achtung er gewöhnt war, von verschiedenen Seiten her angefeindet, wobei kein Vertheidiger für ihn aufstand, oft genug durch Verachtung gegen seine Persönlichkeit


  1. Der Teich von Bethesda wurde 1730 von ihm gemalt, und dem Bartholomew-Hospital geschenkt, zu dessen Vorstehern der Künstler damals gehörte, und in dessen Capelle das Bild aufgestellt wurde. Es fand sich unter andern possenhaften Gegenständen daraus das Portrait einer berüchtigten öffentlichen Dirne jener Zeiten, mit den diesem Charakter gehörenden Attributen; ferner eine reiche, mit Geschwüren bedeckte Frau, deren Bediente einen armen Mann fortprügelt, welcher sich ebenfalls des Heilbrunnens bedienen will.