Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/348

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ausdrücklich[1]. Bekanntlich hatte dieser Gelehrte das Departement der Religion bei der Erziehung der Knaben. Ob er wohl seine Stunden auch mit der weißen Schürze gegeben haben mag? Ich fände so etwas bei dieser Art von Unterricht nicht so ganz unschicklich. Es hat etwas Häuslich-präparatorisches, etwas Erwartung Erregendes, und erinnert zugleich ein böses Gewissen mitunter an die Begriffe von Fell und über die Ohren ziehen, das, bloß als Territion gebraucht, unmöglich schaden kann. Unterdessen ist das Erz in diesem Kerl nicht ganz verächtlich, ja, seine obere Hälfte könnte so gar den tiefsten Respect einflößen, wenn man ihm, statt des Ochsenziemers, ein Instrument in die Hand gäbe, das wenigstens nicht so hieße. Um indessen unsere Leser nicht allzu sehr gegen den Mann einzunehmen, oder sie gar wegen der armen Gefangenen unter einem solchen Despoten in Sorge zu setzen, müssen wir nothwendig anmerken, daß dergleichen Leute, außer den Gesichtern, die die Stadt bezahlt, und die von ihnen umsonst geschnitten werden müssen, noch immer ein halbes Dutzend andere vorräthig haben, die man gegen ein billiges von ihnen kaufen kann. Diese werden gemeiniglich ganz ohne Ochsenziemer servirt, und einige darunter, wie ich mir habe sagen lassen, mit einem freundlichen Querschnitt unter der Nase weg, von einem Ohr zum andern. Was wir hier sehen, ist gewöhnliche Kost, zur Entree.

Gleich hinter unserer Heldin steht das Weib dieses Haushofmeisters, und hält eine Geisel anderer Art über dem Haupte der Dulderin gezückt, die bloß der Seele wehe thut, – die des frechsten Spottes. Wenn der Teufel irgend eine seiner Marionetten in der Welt zu einem noch unsicheren Zwecke ziehen und lenken will, so kann er die Drahte dazu unmöglich mit anderen Fingern und mit einer andern Miene anfassen, als dieses Weib die Spitzen und die Bandschleifen oder das Schnupftuch hier anfaßt. Kann man sich eine teuflischere Physiognomie denken? Und doch ist ihr Ausdruck noch von der Form, die dergleichen Gesichter


  1. Tom Jones, Book III. chap. 6.