Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/365

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einige Zeit lang auf Leben und Tod, und wurde endlich gehenkt. Man sagt, eines Mordes wegen. Wenn dieses ist, so ist es wohl kein medicinischer gewesen, denn bekanntlich haben die Aerzte in England das privilegium purgandi, saignandi et tuendi so gut wie an andern Orten. Es finden also nur zwei Fälle Statt, worin so etwas möglich war: entweder er wurde einer Kur wegen gehenkt, weil er kein creirter Doctor war, kein erschaffener, sondern ein bloßer Lusus naturae oder er tödtete mit einem Apparat, der nicht officinell war. Vor ungefähr zehn oder eilf Jahren wäre schier ein berühmter londonscher Arzt, Dr. M’ Gennis, auf diese Weise an den Galgen gekommen (verdammt dazu wurde er, aber nachher begnadigt). Er hatte nichts weiter gethan, als seinen Hauswirth auf den Kirchhof gebracht. Allein man sah ihn bloß deßwegen so scharf an, weil er sich dazu weder einer Mixtur noch eines Pulvers, sondern eines Brodmessers bedient hatte, das er dem Patienten in den Leib stieß, und also dem Apotheker vorbeigegangen war. Der andere, Dr. Misaubin, war ein ganz guter Mann, nur hatte er eine etwas zu große Idee von einem gewissen Pulver und gewissen Pillen, wovon er eine Fabrik im Hause hatte; die letzteren waren eine Art von eßbarem Reh-Schrot. Rückte der Tod auf einen seiner Kunden an, gut, so lud er den Patienten damit, wie mit Kartätschen, und gab Feuer. So plänkelte und bataillirte er mehrere Jahre mit allen möglichen Krankheiten. Officielle Nachrichten von seinen Siegen hat man nicht, der ansehnlichste Verlust aber an grobem und leichtem Geschütz fand sich regelmäßig im Wochenblättchen. Man hat diesem ehrlichen Manne, wie ich höre, aus Spott (denn wann fehlt der dem Verdienst?) den Namen Mice-Aubin gegeben. Das soll so viel heißen als Mäus’-Aubin oder Mäus’-Albinus oder Ratten-Albinus, weil der gute Tropf in spätern Jahren, wo ein anderer vielleicht auf der Lorbeern-Streu gefaullenzt hätte, sich zuweilen an Ratten und Mäusen versucht haben soll. Der Name ist bitter und brodraubend, und das ist alles mögliche für einen armen Teufel, der ohnehin selbst schon den Embonpoint eines Rat d’Eglise hat. Höchst ungerecht sind solche rattenmäßige Ausfälle auf die Brodschränke des Nebenmenschen allemal. Und handelte denn