Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/399

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gerne und willig auf, und gehen, nach Commentator-Art, mit innigstem Wohlbehagen, zu einem leichtern über – zur Stumpfnase. Sie steht am Fuße des Sarges ihrer Freundin, mit dem Böller in der Hand, wie eine Marketenderin vor dem Schenktische. Das heiße ich mir Gefühl! Und dennoch ist, zur Ehre der menschlichen Natur, in ihrem wilden Blick eine Art von Unwillen über das Benehmen des benachbarten Paares nicht zu verkennen. Es fesselt, wie man sieht, ihre ganze Aufmerksamkeit, allein obgleich ihr Mund von vieler Gelassenheit bei der Sache selbst zeugt, so scheint doch ihr Auge Ort, Zeit und Stunde dazu etwas unschicklich zu finden. Es ist ein schöner Zug von Hogarth, selbst in dieses gefühllose Tigerkatzen-Gesicht einen Ausdruck von Mißbilligung einer solchen Bestialität zu legen und sonach – die Steine darüber schreien zu machen. Im Vorbeigehen bitten wir unsere Leser, einmal für sich selbst kurz zusammen zu nehmen, was dieses Mensch bisher gethan und ausgestanden hat, und was das für ein Leben ist, und doch wird es jetzt, da wir dieses lesen, noch von unzähligen geführt! – Doch wir wollen den Betrachtungen über die Erben der ewigen Herrlichkeit und ihre Hofmeister, die sich hierbei aufdringen, nicht vorgreifen! –

Ganz hinten bei der Thüre erblicken wir das fünfte Paar. Hierher muß man sehen, wenn man noch nicht weiß, was Weinseligkeit ist. Man möchte fast mitschmelzen, wenn man diese Herzen zusammen fließen sieht, die wahrscheinlich auch nicht ganz schlecht sind. Welche Glückseligkeit! Sie glauben einem Himmel von Liebe und Freundschaft zuzuschweben, und wissen nicht, daß das Fusel-Gewölke, das sie trägt, in der nächsten Viertelstunde unter ihnen auseinander gehen, und sie mit beschleunigter Bewegung in die Tiefe senden wird, wo Schaarwächter, Pranger, Quacksalber und der Hanfklopfer-Club immer bereit sind, sie in Empfang zu nehmen.

Die eine Partei des sechsten und letzten Paares, die Lebendige in Betrachtung der Todten begriffen, hat Hogarth nicht umsonst in die Mitte des Blattes gestellt. Er will, daß man auf sie vorzüglich hinsehen soll. So wie sie der höchste Punkt des Halbkreises ist, den die Versammlung formirt, und in welchem sich die beiden Flügel derselben