Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/416

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als fripon, würde man sagen müssen, wenn das Köpfchen allein stände: aber diesen beiden Frauen gegenüber ändert sich die Sache etwas. Duo cum faciunt idem, non est idem. Die Geschichte ist diese: Das Bürschchen kommt von Oxford, wo es alles das durcheinander that und trieb, was man auf Universitäten mit einem runden Wort studiren nennt. Auf den Schall der letzten Trompete, der die Pergamente hervorrief, kamen auch ein Paar Schürzen mit Documenten, eigentlich mit opusculis academicis, herbei. Sie sind beide hier abgebildet. Die eine gehört einer Mutter und die andere ihrer Tochter. Erstere enthält, wie man sieht, wirklich Manuscripte, und die letztere, auf welche die Mutter hinweist, bedeckt die Figuren dazu, hauptsächlich einen Entwurf von Wichtigkeit, woraus wohl gar am Ende ein Rakewell III. in gerade absteigender Linie werden könnte. Das arme und, wie wir in der Folge sehen werden, höchst gutmüthige, rechtschaffene und treue Geschöpf, das da an der Thüre steht und weint, haben die Studien unseres Wildfangs in das Verderben gestürzt. Der Affect des Mädchens ist gut ausgedrückt. Was darin nicht gefällt, ist, daß es schon zu alt ist, und überhaupt schöner sein könnte und sollte; allein die Zeichnung der Schönheit war nicht die Sache des Zergliederers derselben[1]. Sie weint im eigentlichen Sinne des Wortes, wo der tiefste Schmerz und der höchste Grad inneren Leidens in einzelnen Zähren eine kurze Erleichterung mehr sucht als findet. Ihr Gesicht ist nicht kindisch verzogen, sondern erschlafft, entstellt, wie durch den Anfall einer tödtlichen Krankheit. – O! in diesem gekränkten Herzen geht sicherlich Vieles vor. – Der Schurke der! –


  1. Bekanntlich hat Hogarth eine Analyse der Schönheit geschrieben. Nichols sagt: dieses Gesicht sei auf den ersten Abdrücken besser gewesen; Hogarth habe es verbessern wollen und schlechter gemacht, also verschlimmbessert. Diese Art zu corrigiren, die auch in Werken des Witzes der besten Köpfe nicht selten ist, verdiente wohl einen eigenen Namen, weil dergleichen Fehler nicht die Frucht der Nachlässigkeit, sondern gerade umgekehrt, oft der ängstlichsten Anstrengung sind.