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bei Pferderennen so häufig von Fillies die Rede, und der Name kommt auf den ausgetheilten Zetteln so oft vor, es rennt da so manche Filly, auch steht der Name unter so manchem Kupferstiche, daß ich nun schon zweimal erfahren habe, daß geborne Engländer, die diese Unterschrift lesen wollten, im ersten Augenblick Filly lasen, wozu sie die Abbildung des Pferdes verleitete. Wirklich kann auch Niemand leicht das Beiwort silly unter der Abbildung eines englischen Rennpferdes vermuthen, eines so edeln und herrlichen Geschöpfs, das auf der Leiter thierischer Vollkommenheit, Thätigkeit und Sensibilität, gewiß einige Staffeln höher steht, als andere Pferde, und zuweilen als sein Herr selbst. Hier scheint es auch bloß des sittlichen Unterrichts wegen für seinen Herrn von dem Künstler etwas erniedrigt worden zu sein. – Ich breche diese Tirade ab, damit nicht, bei weiterer Fortsetzung, gar in dem Ohre des Lesers das Wort Filly in der Ferne wenigstens mitzuklingen anfange.

Rakewell also hält Rennpferde und, wie man aus zwei Porträten von Kämpfern an der Wand sieht, auch Streithahnen. Theilte er nun auch obendrein noch goldne Aepfel unter solche Streithennen aus, dergleichen dort Paris an der Wand drei vor sich hat, so würde die Geschichte dieses Herabkömmlings[1] sehr begreiflich.

Vor dem Clavier sitzt ein wahrscheinlich nicht mehr junger und, von hinten wenigstens, ganz respektabler Mann. Vor sich hat er eine neue Oper: Der Sabiner-Raub. Auf dem Blatte rechter Hand stehen die Namen der Schauspieler und oben an Romulus[2] Sen. Far. unstreitig Segnor Farinelli, ein berühmter mit dem Bistouri gestimmter Sänger der damaligen Zeit, von dem wir sogleich mehr hören werden. Hierauf folgen die Jungfern-Räuber (Ravishers) selbst, und, sehr drollig, numerirt, wie Violinisten: first, second, third Ravisher mit ihren Namen abgekürzt dahinter, an denen wohl Niemandem etwas liegt.


  1. Das Gegentheil von dem parvenu, dem Emporkömmling.
  2. Romulos steht auch im Originale.