Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/480

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Hogarth sagen, und wahrlich, die da drinnen verdienen so etwas wie das Wetter. Es ist nämlich das Haus, wo oft der Werth von Rittergütern auf einer Karte oder einem Paar Würfeln steht, und ist der fort, so folgen Häuser, nach diesen oft die goldenen Hemdknöpfe, wovon man vor einigen Jahren ein berühmtes Beispiel hatte, und dann – FINIS; es ist der Ort, wo Bettelei und Ueberfluß in einer Sekunde die Stellen wechseln; die Quelle tausendfachen Unheils und Jammers, der Duelle, der Verzweiflung, des unheilbaren Wahnsinns, der Raserei und des Selbstmords. Für dieses Nest hat Hogarth eigentlich den Blitz mit dem Basiliskenschwanze berechnet. Warum er ihn nicht gerade in das Haus zum Fenster hinein, oder wissenschaftlicher auf den hohen Schornstein, oder den Blitzzuleiter[1], die herausgesteckte Stange, geführt hat? Jetzt hängt er, ganz wider Gewohnheit, und so unnatürlich da in der Luft, wie Sarah Young’s Manschettenschachtel. Er ist doch wohl nicht unentschlossen, wo er eigentlich hier hin soll? Einem sterblichen Schleuderer dieses Feuers wäre so was wahrlich kaum zu verdenken. Es liegt wegen ähnlicher Verbrechen so manches London’sche Haus unter gleichem Urtheil, daß die Wahl bei der Execution oft schwer fallen könnte. Auch ist das Zickzack wirklich die Linie der Unentschlossenheit, und ich kann daher jene gute Frau nicht ganz tadeln, die glaubte, der Blitz sei deßwegen gezackt und ändere seinen Weg so oft, weil er sich immer von Gegenden wieder wegwendete, wo sich die Leute in der Eile noch bekehrt hätten. – Es läßt fast, als schiene, während der Blitz in das Kaffeehaus fährt, auf St. James die Sonne. Eine solche Vertheilung von Blitz und Sonnenschein zwischen Häusern in derselben Straße, ist nicht allein nicht unmöglich, sondern selbst nicht einmal sehr ungewöhnlich. Hätte Hogarth wirklich etwas damit gemeint, so hätte er, an diesem Freudentage der Nation, den Glückwunsch für seine Königin vielleicht


  1. Der Herausgeber begeht hier keinen Anachronismus. Denn ob es gleich im Jahr 1735, da diese Kupferstiche erschienen sind, noch keine Blitzableiter gab, so waren doch die Zuleiter schon längst im Gange.