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sehr viel tiefer um die Erbschaft. Merkwürdig ist die Verschiedenheit in den krampfhaften Aeußerungen der Verzweiflung, über den plötzlichen Verlust von erheirathetem Gute bei unserm Helden, und von geerbtem bei dessen Nachbar. Jener, wie mit Knallluft gefüllt und angezündet, fährt auseinander durch Uebermaß von Spannkraft; dieser, wie eine angestochene Blase, fällt zusammen. Es ist also wirklich in den Geberden von beiden so etwas wie Hochzeit und Begräbniß. Der eine hat wenigstens die platzende Sperrigkeit des Jubilirenden, und der andere die zusammenkriechende Gebeugtheit des Leidtragenden, die an Sack und Asche erinnert. Vielleicht ist Rakewell’s Kleid im Gemälde noch gar hochzeitliches Weiß und Silber. Der Contrast zwischen diesen beiden Spielern ist von unserm Künstler vorsätzlich weit getrieben. Rakewell’s Ideen-vollem Kopfe ist selbst die Perücke zu enge, Alles sucht das Weite; bei dem Nachbar schwindet Alles nach innen, und er drückt selbst mit beiden Fäusten Hut und Perücke nach; und wenn jener den rechten Arm mit großer Stärke aufhebt, so scheint es fast, als hätte sich bei diesem das Bißchen Hebkraft, das ihm noch übrig ist, ganz in das linke Bein geworfen.

Zu beiden Seiten von dieser Gruppe finden sich zwei friedlichere, wenigstens stillere.

Gerade vor dem Leidtragenden sitzt ein alter Wucherer, der so eben einem Lord Cogg[1] (also nicht Incog,), dessen Aermel aus Gold oder Silberstück das davorstehende Licht beschämen, 500 Pfund (vermuthlich halb Capital und halb Interessen) freiwillig leiht[2] Hinter unserm Neuvermählten wirbelt ein Straßenräuber in tiefen Gedanken die Daumen. Er ist hier weder Willens zu leihen noch zu borgen, trägt aber die Instrumente zu einer gezwungenen Anleihe auf der Heerstraße, in der Tasche, eine Pistole und eine Maske. Dort ist der Creditor der Räuber, und hier ist es der Debitor gewesen und wird


  1. Von to cog, fuchsschwänzen, schmeicheln, betrügen u. s. w. Daher a Cogger.
  2. Lend to Lord Cogg 500 L., sollte heißen Lent etc.