Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/58

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Männer einander gegenüber sitzend; der eine etwas alt und etwas gichtbrüchig, der andere noch rüstig, wenigstens gesund. Jenes sind Se. Hochgräflichen Gnaden der Herr Graf von Squanderfield[1] ein Mann von öffentlich attestirtem Blut und schwer besiegelter Ehre; der andere ein bloß Wohledler Kaufmann von Geld und Credit, Alderman, und, aus seiner Kette zu schließen, zeitiger Sherif der Altstadt-London (the city), also in so fern Wohlgeboren pro nunc. Sie sind beide beschäftigt, entweder einen Contract zu schließen, oder einen geschlossenen zu vollziehen, wozu die Veranlassung und wechselseitigen Bedingungen ungefähr folgende sind: Se. Hochgräflichen Gnaden sind, was man Denselben kaum ansehen sollte, eben so bankbrüchig als Sie gichtbrüchig sind, und Dero pecuniäres Vermögen fast noch geringer als Dero physisches. Hingegen ist der Wohlgeborene Herr eben so rachsüchtig als er reich ist, und doch sieht es in den Venen und Arterien seiner Familie eben so erbärmlich bürgerlich aus, als in seiner Casse fürstlich. Jener sucht daher bürgerliches Geld für leere, altadelige Beutel, und dieser altadeliges Blut für bürgerliche Adern. Da nun das Bedürfniß von beiden Seiten dringend ist, so kommt die Sache bald zu Stande, und zwar auf folgendem Wege: Der Herr Graf überlassen der Krämerfamilie einen Theil Ihres kostbaren Blutes in der Person Ihres Erstgeborenen des zugleich Hochgeborenen Lord Viscounts Squanderfield: dafür öffnet diese Familie dem Herrn Grafen ihre Casse, und übergibt ihm die Tochter und die einzige Erbin des ungeheuern Vermögens, unter der Bedingung, daß besagter Lord Viscount Squanderfield die Adels-Inoculation auf eine gesetzmäßige Weise mit besagtem Bürgermädchen vornehmen, vollstrecken und vollziehen soll. Alles dieses wird hier gegeben und besiegelt. Zur Besiegelung brennt das Licht auf dem Tische. Einige wollen einen sogenannten Dieb an demselben bemerkt haben, das wäre ein übles Zeichen


  1. Zusammengesetzt aus to squander, verthun, verprassen und field, Feld, liegende Güter.