Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/59

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für diese Ehepacten. So viel ist aber auf alle Fälle gewiß, das Licht läuft, und alles Läufische taugt hierbei auch nicht viel.

Die Gruppe am silbernen Tischchen ist wohl einer näheren Beleuchtung werth. Der Alderman, wie er da sitzt, durchaus gespannt, aufmerksam und geschäftig. Seine Füße scheinen es gar nicht einmal zu merken, daß er sitzt. Die Schienbeine etwas über senkrecht, wie auf dem Sprung, die Füße parallel, die Schuhe firm mit einem Paar derben Börsen-Sohlen stehen fest, wie sein Credit. Die Füße des Lords stehen auch fest, leider! leider! so wie sein Credit. Der rechte, zwar noch nicht ganz im Grabe, doch tief gebeugt im Sack und in der Asche, und der linke erbärmlich durch das Gitter seines Lazareth’s blickend. Was diesem noch etwas Ansehen gibt, ist bloß der Contrast mit dem leidenden Bruder.

Der Alderman liest die Aufschrift des Ehe-Contracts mit einer Aufmerksamkeit, deren der Lord wohl kaum den Inhalt gewürdigt hat. Diese Art von gespanntem Lesen lernt sich nicht an Büchern und aus Büchern, sondern bloß bei dem Genuß großer Gedanken – in Wechselbriefen. Vielleicht liegt aber auch in dieser Gespanntheit noch etwas mehr als bloße Sorgfalt. Es wäre wenigstens möglich. Man denke einmal an die herrliche Frakturschrift der englischen Schönschreiber, und mit dieser herrlichen Schrift geschrieben die goldenen Worte: The Right Honble. Lord Viscount, und in diesem Viscount den künftigen Schwiegersohn, und im Schwiegersohn den künftigen Grafen, und im Grafen den unausbleiblichen Lord des Oberhauses, mit allen seinen Rechten und Herrlichkeiten bis an’s Ende der Welt. Wahrlich, wenn ein solcher Genuß den Blick eines hoffärtigen Aldermans nicht spannen kann, was in aller Welt will ihn spannen können? Gedacht hat er freilich alles das wohl oft genug, aber mit solcher diplomatischen Pracht und solcher moralisch unauslöschlichen Schrift geschrieben sieht er es hier zum ersten Mal.

Neben ihm steht, mit dem Hut unter dem Arm, sein alter, treuer, im 60jährigen Comtoir-Dienst gedörrter Buchhalter. Er bringt die Tractate in Erfüllung, und übergibt im Namen seines Herrn dem alten