Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/592

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beigesetzt hat, und dem vollständigen Requiem, das die Gemeinde anstimmt, mit behaglichem Schnarrwerk accompagnirt: O wie habe ich dein Gesetz so lieb: wöchentlich schlafe ich ein paarmal publice darüber ein. – Der guten alten Stuhlbeschließerin sind wir noch eine kleine Reparation d’honneur schuldig. Das arme Weib kam, ornithologisch geächtet, unter die Nußheher zu stehen. Dieses macht ihr so wenig Schande, als einem Heiligen die Habichtsnase, oder dem Löwen, daß er im System unter den Katzen steht. Das sind die besten Weiber, die So beten, wenn sie in der Kirche beten, stille für sich und sogar mit dem Rücken nach dem Parade-Platz. – Warum die unzähligen Gesichter unten abwärts vom Prediger, alle gerade hierher gerichtet sind, ist nicht so ganz deutlich. Wissen können sie es doch da unten unmöglich, daß hier oben setzt ein Band vom Himmel geknüpft wird; und eine so große Seltenheit ist ja dieses auch in England, selbst in den londonschen Kirchen nicht. Um sich dem Anschauer zu zeigen, kann es auch nicht sein, denn sie zeigen zu wenig; man könnte sie, ornithologisch behandelt, fast eben so gut unter die Kirchensperlinge rechnen. Hätte Hogarth die Köpfe abwärts gedreht, so wäre die Arbeit, seiner Absicht gemäß, wohlfeiler geworden, und mancher Zuschauer hätte sich die Gesichter selbst so kostbar und gut vorgestellt, als sie seine Phantasie nur immer hätte liefern können. Jetzt sind die Gesichter fast wohlfeiler als die Arbeit, und der Leser muß sie, wohl oder übel, nehmen wie sie sind. Diese Uebereilung Hogarth’s soll sich, wie ich höre, Sayer, ein berühmter Kupferstichhändler, zu Nutz gemacht haben. In einem Nachstich, den er von diesen Blättern besorgt hat, sollen diese Gesichtchen meisterhaft behandelt worden sein. Was hier vom Zufall hingeworfen, wie Verschimmelung oder Staub läßt, zeigt dort pathognomisches Organen-Spiel oder physiognomische Krystallisation. Was Hogarth hätte thun können, wenn er gewollt hätte, hat er, außer einigen andern Köpfchen, vorzüglich an den drei Personen gezeigt, die hier präsidiren, nämlich (in aufsteigender Linie gezählt) dem Küster, dem Vorleser und dem Prediger. Wenn ein Küster, nachdem er die Rippenstöße des Küster-Schicksals in dieser Welt lange ertragen hätte, zum zweitenmal