Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/677

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Haus zur Blutschale (blood-bowl-[1]house) bekannt war. Der Name deutet zur Genüge die Beschaffenheit an. Selten verging damals eine Woche, wo nicht irgend eine scheußliche That dort vollbracht wurde, und blutige Schlägereien fanden täglich statt. Besonders war eine Kneipe im Keller als ein Aufenthaltsort der verworfensten weiblichen und männlichen Gauner berüchtigt, wie man sieht, die Scene der hier dargestellten Handlung.

Auf dem dritten Blatt, welches, wie der Leser weiß, die Spielgenossen Tom Idle’s, dessen Gesellschaft und somit auch dessen tägliches Treiben als Lehrling andeutet, war ein Knabe mit dem Ausdruck der Schlauheit, durch ein Pflaster auf einem Auge kennbar. Hier erscheint derselbe auf’s Neue. Als Tom von der Flotte zurückkehrte, hat er also diesen ehemaligen Spielgenossen wieder aufgefunden, und ist wahrscheinlich durch ihn in die Spitzbubengilde aufgenommen worden. Mit diesem hat er so eben ein Verbrechen verübt, er theilt die Beute, während die Leiche des wahrscheinlich von Tom als Highwayman Ermordeten von einem Dritten in ein Loch mit einer Fallthüre, um sie für den Augenblick zu verbergen, versenkt wird. Der Ermordete, mit Wunden am Kopf und an der Brust, ist vielleicht in der Nähe des Hauses, durch Zufall verirrt, oder durch Schlauheit verlockt, getödtet worden. Zu Hogarth’s Zeiten war nämlich die Londoner Polizei noch nicht so wirksam, wie gegenwärtig, so daß die Highwaymen selbst auf den Straßen der Stadt ihr Handwerk trieben. Dergleichen Räubereien, oft verbunden mit Ermordung, fanden häufig des Nachts in den Straßen der Stadtviertel statt, wo der Pöbel wohnte. Einst ward sogar die Königin (Gemahlin Georg’s II.), als sie, um den Weg abzukürzen, durch ein Pöbelquartier fuhr, von einer Bande Highwaymen angehalten, und trotz ihrer zahlreichen Begleitung ausgeplündert.

Der Genosse Tom’s, welcher mit größter Behaglichkeit und im Bewußtsein der Ueberlegenheit über seinen Zögling dasitzt, scheint denselben


  1. Wie man sieht, ist blood-bowl grammmatisch hier eben so gebildet, wie punch-bowl (Punsch-Schale).