Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/68

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Verlobungs-Zimmer. Wahrlich! hätte Heinrich IV. vor seiner Verlobung den Caffee-Satz befragt, und die Zigeunerin ihn eine solche Bilder-Gallerie darin sehen lassen, die bekannte Mariage de St. Bathélemy wäre sicherlich nicht zu Stande gekommen. Hier hat man kein Arges daraus, daher geht auch die Bluthochzeit ihren Gang ungestört fort. Man sehe nur einmal hin.

Gerade über dem Haupte des Bräutigams wird der heilige Laurentius auf sein Brautbett, den Brat-Rost, geschleppt. O! könntest du das bedenken, armer Lorenzo, mit deiner Dose da unten! Gegenüber warnen Cain und Abel Herrn Silbermund vor Brudermord. Ueber dem heiligen Laurentius, deutet die Geschichte des Bethlehemitischen Septembriseurs Herodes auf Kindermord, und diesem gegenüber die des Feuerdiebes Prometheus, an dessen Leber der Geier nagt, auf Gewissensangst. An der andern Wand liegt ein ungeheurer Goliath mit dem Rumpf an der östlichen und dem rechten Bein an der westlichen Seite eines Hügels, an dessen Abhang nun sogleich der Felsenblock seines Kopfs herabrollen wird. Unter diesem rollt so eben auch ein Kopf, der Kopf Holofernis, in den Arbeitsbeutel seiner getreuen Judith, und neben diesem empfängt der arme St. Sebastian die Pfeile in die Brust. Also hier ist Blutes genug. Das Blut wird sich auch finden; auch Aehnlichkeiten mit den Geschichten selbst würden sich mit Etwas Deutungsfertigkeit noch finden lassen, Alles, nur – die Heiligen nicht. –

Nun müssen wir den Leser um ein klein Wenig Platz für den Mann ansprechen, dessen Bild da an der Wand den Raum von vier Mordgeschichten einnimmt. Es ist ein Held aus der Familie. Wer Sausen, Sturm und Donner sehen will, ohne sie hören zu wollen, der trete vor dieses Bild. Der Held in einer Art von Perrücke, die man, trotz der vielen neueren Fortschritte in der Meteorologie, noch immer und mit Recht unter die Donnerwolken zählt, befindet sich im Gewühle der Schlacht. Daß er an der Spitze seines Heeres steht, ist gewiß; aber wo diese Spitze selbst eigentlich liegt, vornen oder hinten oder auf der Seite, hat der Maler, nach Zeitungsschreiberart, nicht deutlich angezeigt.