Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/732

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gelegt hat; der zweite scheint ein Marinesoldat schon deßhalb zu sein, weil er dem Matrosen, wahrscheinlich einem alten Bekannten von irgend einem Kriegsschiffe her, die Hand vertraulich auf die Schulter legt. Der dritte ist ein Grenadier, an der Mütze kennbar, der im derben Volkswitz die Carikatur des Grand Roi an die Wand malt. Ludwig XV. ist auf der Stelle kennbar. Die schöne bourbonische Nase, sowie das französische Grinsen (the French grin), ein damals stereotyper Zug der Carikatur, welcher auch wirklich zu der gefeierten feinen und ritterlichen Seite des ancien regime, im Gegensatz zu dem Benehmen des britischen Gentleman, vollkommen paßt, charakterisiren den Premier Gentilhomme. Er legt die Hand auf das Schwert, bei Ludwig XV., eine wahrhaft lächerliche Bewegung, und stellt die Beine auf solche Weise, wie es sich von dem Helden des Hirschparkes erwarten läßt. Die andern Attribute, der Haarbeutel, die Krone, der Galgen, die Lilien, bedürfen keiner Erklärung. Der Grenadier zeigt zugleich seine Künstlerschaft im Carikaturenzeichnen durch den Umstand, daß er in Folge des Gebrauchs, welcher bei dergleichen Kunstprodukten auch noch jetzt gewöhnlich ist, seiner Figur einen Zettel in den Mund legt. Dieser lautet in gebrochenem Englisch: You take a’my fine schips; you be de pirate; you be de teef (thief); me send my grand armies and hang you all, und möchte in ähnliches Deutsch ungefähr auf folgende Weise zu übersetzen sein: Ihr nem all mein schön Schiff; Ihr sein der Pirat; Ihr sein der Tieb; will schick die groß Armee und hang Sie All. – Der Humor dieser Carikatur erweckt die Heiterkeit der Gesellschaft, der Matrose jubelt laut; seine Art Geliebte, ohne die Jack Tar on shore (am Ufer) durchaus nicht zu denken wäre, legt, das Gemälde betrachtend, ihren Finger auf die Spitze der Gabel, um zu zeigen, der Darstellung fehle es nicht an Pointe. So sagen wenigstens Trusler und Ireland und beide mögen Recht haben; ob Hogarth jedoch noch einen plumperen Scherz im Auge hatte, bleibt dahingestellt. Eine zweite Dirne von demselben Schlage mißt wohlgefällig den breiten Rücken des Grenadiers mit ihrer Schürze, und scheint mit ihrer Freundin so eben einen Streit über die Vorzüge der beiderseitigen Geliebten gehabt zu haben. – Des Soldaten Degen