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seinem Keller mit der bezeichnenden Inschrift errichtet: Betrunken für einen Penny, todtbetrunken für zwei. Reines Stroh umsonst. Von allem dem findet sich der Beweis. An der Brüstung schläft ein betrunkenes Weib, und hinter ihr kriecht eine Schnecke, das Emblem der Faulheit, und zugleich ein Beweis des reinen Strohs unter der Treppe. Daneben benagt ein durch Branntwein vor der Zeit gealterter Knabe in höchster Gier einen Knochen, den ihm ein ausgehungerter Hund für den Augenblick streitig macht. Auf der Treppe sitzt eine betrunkene Mutter, durch Laster entstellt und mit Geschwüren bereits bedeckt; sie läßt ihr Kind nachläßig über das Geländer hinabstürzen, und nimmt dabei eine Prise Schnupftabak. Eine eben so scheusliche Figur, ein Balladenverkäufer, sitzt todtbetrunken einige Stufen niedriger. Er hat seine Wäsche bereits in Branntwein umgesetzt; der entblößte und abgemagerte Leib beweist sein Elend, die Züge seines Gesichtes vollkommene Stumpfheit als die Folge des Lasters. Die Ballade, die er verkauft, ist bezeichnend genug: Der Fall von Madame Branntwein (The downfall of Mad. Gin). Nach Ireland ist dieser Mensch nach dem Leben gezeichnet. Er trieb sich in den Straßen der Hauptstadt herum, verkaufte Balladen an den Pöbel, und gab den Kunden ein Glas Branntwein mit in den Kauf.

Auf der entgegengesetzten Seite, dem Hause des Pfänderverleihers gegenüber, steht ein Branntweinladen mit der Inschrift: Kilman, Distiller (Menschentödter, Branntweinbrenner). Männer und Weiber haben sich hingedrängt: zwei kleine Mädchen aus dem Waisenhause des Kirchspiels trinken sich einander zu; eine Mutter gießt ihrem Säugling Branntwein in den Hals; eine ältere Frau, deren Beine wegen des Rausches den Dienst versagen, wird auf einem Schiebkarren fortgebracht, und ein mitleidiger Freund reicht ihr zum Abschiede noch ein Glas. Zwei Bettler (scheinbare Krüppel) sind in Streit gerathen, der Branntwein läßt sie ihre Schwäche oder ihre Rolle vergessen; der eine gebraucht seine Krücke als Waffe, der andere hebt einen Stuhl zum Schlage empor. Seitwärts vom Branntweinbrenner hängt ein (englischer) Sarg als Schild für einen Begräbnißunternehmer. Dieser hat auch genug zu thun; eine schöne,