Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/797

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er wohl noch gar nicht bekannt ist, und dessen Gebrauch ihm eben so wenig bisher Sorge gemacht hat. Gleichsam als Sattel, worauf er den Pegasus reitet, liegt vor ihm ein Reim-Lexicon in Byshee’s art of poëtry (Dichtkunst); ein anderes Hilfsmittel zu dem Werke, welches ihm Unsterblichkeit verschaffen soll, hängt an der Wand; es ist eine Charte der unerschöpflichen peruanischen Goldminen (a view of the goldmines in Peru), damals übrigens für Andere, wie Spanier, ein vollkommenes Geheimniß, und somit auch ein Product der Poesie, wie die eben erwähnten Reichthümer. Vor dem Fenster steht ferner ein Mittel, Tiefe der Gedanken zu erschaffen in einer Pfeife mit Taback; auf dem Boden liegt ein Beweis vom Verdienste des Poeten im Grubstreet journal, einem damaligen, nur von dem niederen Volke gelesenen Blatte. Er ist also ein sogenannter Penny-a-liner, d. h. ein Mitarbeiter an der Tagespresse, dessen Thätigkeit so hoch geschätzt wird, daß er von den Herausgebern der Zeitungen einen Penny für die Zeile erhält. – Seine Kleidung, ausschließlich ein Schlafrock, ist für den Augenblick etwas mangelhaft; ihr fehlt ein Hemd, wenn auch nur ein halbes, welches mit einem Paar Manschetten mittlerweile am Kamin getrocknet wird, damit er in sauberer Wäsche als Gentleman später ausgehen kann. Daß er aber als solcher gelten will, beweist auch der auf dem Boden liegende Degen, zu Hogarth’s Zeiten das nothwendigste Erforderniß für einen Jeden, welcher auf den Namen Anspruch machen wollte.

Während er Verse spinnt, begegnet ihm ein Unglück. Eine Idee oder ein Reim geht ihm verloren. Die Milchfrau ist nämlich eingetreten, hält der Frau des Poeten ein ziemlich langes und gefülltes Kerbholz hin, und verlangt mit einer vielleicht sehr schrillen Stimme ihre endliche Bezahlung. Darüber wird des Dichters Kind aus dem Schlaf geweckt, und vermehrt durch sein Geschrei ein wahrscheinliches Concert von drei Stimmen. Somit wird die Gedankenkette unterbrochen. Er fährt bedenklich mit der Hand hinter’s Ohr, allein ohne Erfolg, denn diese wird wohl nur an einem leeren Schädel kratzen. – Ein zweites Unglück, das er freilich wohl noch nicht bemerkt, kommt in dem Augenblick hinzu. Ein Hund schleicht sich während dessen zur Thür hinein, und stiehlt dem