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Poeten das letzte morceau de resistance in einer halben vom gestrigen Tage aufbewahrten Hammelskeule.

Die Frau des Dichters, welche denjenigen Theil der Beinkleider ihres Mannes flickt, worin die Reichen ihr Gold zu tragen gewohnt sind, ist vom Künstler in anderer Art dargestellt, wie dies sonst hinsichtlich des schönen Geschlechts bei ihm der Fall zu sein pflegt. Ihr Gesicht wird durch sanften Ausdruck interessant, wie dieser durch Ergebung in Mißgeschick bei häuslichen Sorgen bewirkt wird. Sie muß jedoch das Genie ihres Mannes einigermaßen theilen, denn die Unordnung im Zimmer ist bedeutend. Auf dem fashionablen Rocke des Poeten ruht eine Katze, und säugt ihre Jungen; allerlei Geräth ist in dem Zimmer zerstreut, und liegt eben an Orten, wohin es sicherlich nicht gehört. Besen und Wischlappen, Kleiderlappen zum Flicken u. s. w. sind im Zimmer unter Manuscripten und dem übrigen auf dem Boden ruhenden Eigenthume zu erblicken. Der Schüssel mit der halben Hammelskeule gehörte auch eben so wenig ein Platz auf dem Sessel an der Thür, wie dem sicherlich leeren Porterkruge auf dem Stuhl am Kamin. Auf dem Kaminsims liegt ferner ein Buch, und darauf ein Brod, mit einem Thee-Apparat und einem Saucentopf an den Flanken. Die Höhe dieser Pyramide bildet kein Küchengeräth, sondern ein hölzerner Apparat zur Aufbewahrung von Schönpflästerchen, Pommade u. s. w., wie er bei der damaligen Mode gewöhnlich war.

Noch andere Zuthaten zu dem Bilde stimmen mit der Dachkammer, worin der Poet über den Pöbel erhöht ist, überein. In dem Kamin dient ein zerbrochener Stoßdegen, welcher einem Stutzer des höchsten Grades bei der damaligen Kleidung zur Zierde gereicht haben mag, für den Augenblick als Feuerproker; der Schrank, worin andere Leute die übrig gebliebenen Speisen verwahren, steht offen, und ist gänzlich leer. Die Garderobe der Dame vom Hause wird in keinem Schranke verwahrt, sondern hängt einfach an der Wand, und wird durch einen Mantel verdeckt, welcher die wahrscheinliche Aermlichkeit dem Blicke entzieht. – Hinter dem Tische des Poeten steht endlich ein sehr prosaisches Geräth, ein Waschzuber, worin ein weiteres Erforderniß